Hier schreibt meine Freundin Nadine Dreyer, die ihren Lieblingsfleck England für sich entdeckt hat und uns teilhaben lässt an ihren Erfahrungen mit den Briten.
Unterwegs in der Mission, mit lästigen Klischees aufzuräumen.
Falling in love with England.
Irgendwo und irgendwann ist mir dieses Zitat in die Hände gefallen:
“Don’t find love, let love find you. That’s why it’s called falling in love because you don’t force yourself to fall, you just fall.”
Und so ist es mir mit England ergangen. Die Liebe begann vor einem Jahr, als ich eigentlich primär meine Sprachkenntnisse verbessern wollte und nach einen Ort suchte, den ich einfach mit dem Auto erreichen konnte. England war halt praktisch, Erwartungen hatte ich keine. Vielmehr eine Menge Klischees im Kopf.
So reiste ich letztes Jahr im Frühsommer zum ersten Mal auf die Insel, die keine Lust hat, der EU beizutreten und deren bekannteste Bewohnerin ohne Zweifel Queen Elisabeth heißt. Ich habe Sprachunterricht in der Grafschaft Devon in Südengland genommen und dabei sechs Wochen die Gegend erkundet. Mir war zuvor überhaupt nicht klar, welche Schönheit dieses Land birgt – und wie wenig es mit den gängigen Klischeevorstellungen zu tun hat. All die Warnungen vor dem schlechten Essen, den griesgrämigen Briten und dem Dauerregen – alles völliger Blödsinn.
1. Klischee: In England regnet’s doch ständig!
Dieses Jahr hatte ich mich für eine Rundfahrt durch verschiedene Counties enschieden. Übrigens: an den Linksverkehr gewöhnt man sich auch im eigenen Auto ganz schnell, darüber muss man sich wirklich keine Sorgen machen.
Vorweg mein Fazit aus zwei längeren England-Besuchen: Südengland bleibt mein persönlicher Lieblingsfleck. Die Gegend ist einfach magisch – diese Kombination von steilen Küsten, beeindruckenden Klippenformationen und hügeligen Landschaften, das Wechselspiel der Farben vom dunkelblauen Meer, der strahlendgrünen Wiesen und der sattgelben Felder erscheint einem unwirklich. Das milde Klima hat mir tatsächlich keinen einzigen Regentag gebracht und selten, ich erwähnte es bereits, habe ich so gut gegessen wie in England. Das ist eine Ansage an alle Englandmuffel: das schlechte Essen zählt vielleicht in London am von Touristen überlaufenen Trafalgar Square als Ausrede, England zu meiden. Der Rest der Insel, oder zumindest die Flecken, die ich besucht habe, sind davon definitiv nicht betroffen.
2. Klischee: In England ist das Essen miserabel!
Ja, ich gebe es zu: beim ersten Mal bin ich natürlich voll auf das Klischee vom grausigen Essen hereingefallen und habe mir die Taschen voll gepackt mit vegan/vegetarischen Bio-Lebensmitteln, voller Sorge, ich könnte dort elendig verhungern. Am Ende hätte ich meine Einkäufe am liebsten wieder mit genommen, denn ich fand ein überwältigendes Angebot von noch dazu hübschen Läden und Märkten vor, die alles im Angebot hatten, was das Veganer-Herz begehrt. Wer hätte das gedacht? England, ein Lieblingsfleck für Gourmets? Haja, so ist es tatsächlich! Inzwischen lasse ich mein Survival-Paket getrost daheim in München und verlasse mich auf das appetitliche Angebot der zahlreichen Farmer´s Shops, Organic Restaurants und Cafés. Über die Plattform happycow lassen sich übrigens tolle Restaurants- und Einkaufsmöglichkeiten für Veganer finden.
3. Klischee: Engländer trinken nur Bier!
Das, meine Lieben, ist auch ein überholtes Gerücht. Im Gegenteil wird ein guter Wein dort sehr geschätzt. Klar gibt es nach wie vor auch Biertrinker, schließlich steht England auch für seine Pub-Kultur. So war mein bayrisches Gastgeschenk für meine Gastgeber denn doch willkommen: auf beiden Reisen hatte ich eine Kiste “Weißbier aus München” im Gepäck und das kam durchweg gut an. Ein Prosit der Gemütlichkeit!
4. Klischee: Engländer sind unfreundlich!
Stimmt auch sowas von gar nicht. Die offene Freundlichkeit und das aufrichtige Interesse an Fremden und ihren Geschichten hat mich immer wieder positiv überrascht. Die meisten Unterkünfte hatte ich über airbnb gebucht – und bin kein einziges Mal enttäuscht worden. Ganz im Gegenteil: ich habe sogar eine tolle Freundschaft geschlossen von der ich stark vermute, dass sie einige Jahre überdauern wird. Ich durfte in vielen, unglaublich liebevoll eingerichteten und häufig wunderschön gelegenen Unterkünften übernachten und bin immer wieder auf unglaublich tolle Menschen gestoßen. Sie waren dieses Jahr mein persönlicher Sprachkurs.
5. Klischee: Der Lake District gehört zum Schönsten, was England zu bieten hat!
Ja, da stimme ich zu. Er trägt seinen Namen absolut zu Recht, denn in dem County befinden sich die meisten, wirklich wunderschönen Seen. In der beeindruckenden Landschaft habe ich endlose Wanderungen unternommen und ja, das ist ein Muss. Auch für Wandermuffel. Manchmal wirkt die üppige Natur geradezu atemberaubend. Wie oft bin ich stehen geblieben um einfach nur zu genießen. Just beautiful.
Außerdem bin ich durch die Yorkshire Sales getourt. Damit werden die Täler nördlich des Flusses Wharfe bezeichnet. Sie sind sehr hügelig, weitläufig und teilweise menschenleer.
Manchmal kam mir das Land wie eine riesige, grüne Wüste vor, dann wieder zeigt es sich karg, was auch seinen Reiz hat. Der Peak District bietet tolle Wandermöglichkeiten und Cotswolds, auch als das “Herz” von England bezeichnet, besticht durch seine Miniatur-Dörfer mit ihren pittoresken Häuserfassaden schmalen Straßenzüge und hüglige Landschaft.
Die Studentenstadt Oxford, Hauptstadt der Grafschaft Oxfordshire, scheint dagegen mit mehr als 150.000 Einwohnern beinah mondän. Es erinnert, natürlich, an Harry Potter und seine Freunde. Und lässt sich übrigens super mit dem Fahrrad erkunden; auch eine klassische Stadtführung ist absolut empfehlenswert.
Mein persönliches Fazit:
Neben vielen teilweise sehr beeindruckenden Momenten in der Natur und Begegnungen mit Menschen, die ich unterwegs getroffen habe, nehme ich zwei Dinge mit, die hoffentlich auch Euch etwas nutzen:
1. Allein zu reisen, was ich vorher nie getan hatte, bedeutet definitiv einen intensiven Zugang zu Land und Leuten. Und ist für mich eine absolut spannende Erfahrung gewesen. Trotzdem ist es auch zu zweit schön, denn manchmal hatte ich das Bedürfnis, Momente mit jemandem zu teilen. Und zwar nicht nur über das Handy.
2. So eine Reise braucht ZEIT! Das Land hat so unendlich viele, wunderschöne Seiten und sollte einen ausgiebigen Besuch unbedingt wert sein. Um den Lieblingsfleck England zu entdecken, braucht es Zeit, und die solltest Du Dir nehmen.
Ich bin ich von Tür zu Tür (München-England-München) stolze 5.910 Kilometer gefahren. Das war rückblickend definitiv zu viel. Ich hatte zwar im Vorfeld alles über Google Maps geplant, doch eines dabei total unterschätzt: so kurz die Distanzen teilweise auch scheinen mögen, die dafür benötigte Zeit ist absolut nicht vergleichbar mit der, die wir auf deutschen Straßen zurücklegen können. Für 100 Kilometer durch Berg und Tal, auf einspurigen Straßen, gerne auch bevölkert von einer Herde Schafe, die den Weg temporär vesperrt, habe ich für eigentlich kurze Strecken zum Teil gut und gerne mehrere Stunden gebraucht. Und natürlich habe ich auch immer wieder angehalten und die Umgebung auf mich wirken lassen. Also: ZEIT mitbringen und die Strecken nicht unterschätzen! Lieber einfach mal treiben lassen und schauen, was passiert.
Für mich kleinen Plan-Freak heißt das für die nächste Reise, die garantiert kommen wird:
Keep calm, weniger Planung ist mehr!
Weitere Informationen:
www.visitengland.com/de/deutschland
www.entdecken-sie-grossbritannien.de
4 Comments
Hallo, coole Zusammenfassung und sehr schöne Bilder. Hast du eine Route bei maps, wo man mal sehen kann, wo du überall warst?
Ich plane eine Tour nach Schottland, wo man ja auch durch England muß 😉
Frohes Reisen und liebe Grüße
Liebe Christina, super, dass Dir der Bericht gefällt! 🙂 Spontan habe ich keine Roadmap, frage aber Nadine, die den Artikel geschrieben hat, ob sie helfen kann. Ich war leider immer noch nicht auf Roadtrip in Great Britain- Bucket List!!! 🙂
Ich melde mich! Lieblingsgrüße sendet Dir Katharina
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