Blitzbesuch in Barcelona: katalanisches Leben in El Poblenou, dem Dorf am Meer mitten in der Großstadt.
Ich bin da ganz ehrlich: City-Trips sind eigentlich nicht so mein Ding. Wenn ich mir eine kleine Flucht buche, dann will ich mich in der Regel entspannen und dazu brauche ich ganz sicher keinen Trubel, keine Menschenmassen, keine überfüllten Einkaufsstrassen und Touristenattraktionen. Trotzdem fliege ich jetzt nach Barcelona, der Hauptstadt von Katalonien mit immerhin 1,6 Millionen Einwohnern und einer Fläche von 101 Quadratkilometern. Ich bin eingeladen zu einem 40. Geburtstag und will wissen ob es stimmt was meine Freundin sagt, nämlich, dass es in Barcelona Orte gibt, an denen sich das Leben immer noch dörflich abspielt. In denen die Stadt und ihr Lärm und ihre Hektik und die vielen Touristen ganz weit weg sind.

Blick aus dem Apartment in der Carrer del Ferrocaril, Poblenou, einen Katzensprung vom Meer entfernt
El Poblenou: ein Stückchen Dorf mit Meersanschluss
Meine Freundin, die, die hier ihren 40. Geburtstag feiert, besitzt seit ungefähr 10 Jahren eine Wohnung in Barcelona. Sie hat dort über Jahre gearbeitet und die Wohnung später, als es sie beruflich woanders hin verschlug, behalten und vermietet. Sie konnte sich nicht von ihr und von Barcelona trennen.
Damals hatte sie sich einen Wohnort in der Nähe des Meers gewünscht und sich für das Viertel “El Poblenou”, katalanisch für “Neues Dorf” im Bezirk Sant Martin entschieden. Von dort kamen Ende des 19. Jahrhunderts die meisten „Einwanderer“. Das kleine Dorf im andalusischen Stil könnte auch eine eigene Insel sein: enge Gassen, die obligatorischen “Rambla”, die genauso wie ihre große Schwester im Herzen Barcelonas bis zum Meer hinunter führt und ein dörflich anmutender Marktplatz als Treffpunkt für alle. Die Nähe zum Strand und dem blauen Meer toppt das Ganze, ein Mikrokosmos im großen Wirrwarr der Millionenstadt Barcelona.
Und gleichzeitig befinden wir uns genau fünf Metrostationen vor der Placa Catalunya, dem Zentrum Barcelonas. Unglaublich aber wahr.
Mittendrin statt nur dabei: Schlafen wie die Einheimischen
El Poblenou hat sich in den letzten Jahren zu einem attraktiven Viertel entwickelt. Nicht, weil es hier besonders viel zu sehen gäbe, sondern weil es dem neuen Wohntrend “mittendrin statt nur dabei” entgegenkommt. Inzwischen gibt es ein reiches Angebot an AirBnB Unterkünften, Apartments und Hostels.
Mein persönlicher Tipp: die Wohnung meiner Freundin direkt gegenüber der Markthalle in einem ehemaligen Ladenlokal. Bis zu acht Personen haben Platz, absolut familientauglich und über AirBnB oder per Email an mich zu mieten. So schaut sie aus:
Tipp der Vermieterin: da alle Straßen um den Markt herum Fußgängerzone sind, kann man einen herrlichen Urlaub mit Kindern dort verbringen. Zum Strand sind es circa fünf bis zehn Minuten, zur nächsten Metrostation 350 Meter, Restaurants und Geschäfte liegen in unmittelbarer Nähe.
El Poblenou ist trotzdem kein bisschen überlaufen. Tatsächlich hat es sich seinen dörflichen Charme bewahrt und man integriert sich.
El Poblenou – ein Dorf am Meer mitten in der Großstadt
Ich verfalle dem dörflichen Charme des Viertels sofort. Vielleicht, weil ich die typische, wuselige Großstadt nicht mehr suche und vor allem, weil ich das Meer hier riechen kann.
Eine leichte Brise empfängt mich, als ich aus den Tiefen der Metro ins Sonnenlicht trete. Einmal tief durchatmen, die frische Luft empfängt mich mit offenen Armen.
Die Carrer de Pujades und die Carrer de Bilbao liegen an diesem Freitagmittag unbelebt vor mir, es ist auffallend ruhig hier im alten Teil von El Poblenou und ich erinnere mich: ganz genau, ich bin im Süden, es ist Mittag und somit Siesta-Zeit. Im El Poblenou jedenfalls wird das offenbar noch genauso zelebriert.
Fast hätte ich das mit dem Süden vergessen. Schließlich stand ich eben noch im regnerisch, kühlen und nebligen Deutschland. Jetzt blinzle ich in die Sonne unter einem blauen Himmel und höre Catalan statt Deutsch. Ist doch verrückt, oder?
Feste feiern
Im El Poblenou ist an diesem Wochenende Festa Major. Das bedeutet Musik und Happenings von Freitag bis Sonntag. Überall stehen kleine Bühnen aufgebaut, abends, also frühestens ab 23 Uhr, treten Bands auf und lassen die Spanier tanzen. Die Straßen sind mit bunten Papiergirlanden geschmückt und das Leben spielt sich, noch mehr als sonst, draußen auf der Straße ab.
Wer direkt an der Rambla del Poblenou nächtigt, feiert am besten gleich mit. Uns ist das recht, wir sind schließlich zum Feiern hier und Schlaf ist ohnehin nebensächlich.
VIDEO: Schau Dir hier an, wie es wirklich auf der Rambla zugeht!
Site-Seeing geht nicht ohne Hektik? Doch.
Wer noch nie in Barcelona war sollte sich natürlich einige der Sehenswürdigkeiten wie die Sagrada Familia, die Ramblas oder den Parc Gell anschauen. Mein Tipp: in den Bus Turistic steigen und eine Stadtrundfahrt mitmachen. Für 27 Euro kann man drei verschiedene Routen abfahren und an verschiedenen Stationen ein- und aussteigen. Das Ticket gilt für einen ganzen Tag von morgens 8.00 Uhr bis abends um 20.00 Uhr.
Ebenso lässt sich ein Tag wunderbar im El Poblenou herumkriegen. Nach einem späten Frühstück und ein bisschen Akklimatisierung im Viertel schlendert man mit großen Strandhandtüchern bewaffnet ans Meer.
Der Strand ist sowas wie das Wohnzimmer der Katalanen: ganze Familien verbringen hier ihre Nachmittage. Sie bringen Liegen und bunte Strandtücher mit und vollgepackte Kühltaschen. Kinder toben umher, die Sportlichen spielen Volley- oder Beachball oder ziehen beim Schwimmen ihre Bahnen. Das Meer schimmert blau-grün und ich begnüge mich damit, hinaus zu schauen und die Boote zu beobachten, die am Horizont vorbeiziehen.
Paradies für Sonnenhungrige
Ein Paradies ist das für uns herbstbedingt sonnenentwöhnte Deutsche. Es ist fast ein bisschen irreal. Ist das das wahre Leben? Für viele Menschen schon. Einmal mehr denke ich, wie wichtig es ist, den Moment zu leben. Was interessiert mich jetzt gerade, was Montag ist? Oder Dienstag oder überhaupt irgendwann. Ist doch egal. Hier zählt nur das Meer und die Sonne und die Wärme und das Wohlgefühl.
El Poblenou – immer wieder gerne!
Für mich steht fest: der 2-stündige Flug ab Frankfurt oder München (auch mit Ryanair ab Hahn oder Memmingen) lohnt sich sowas von! In 2 Stunden in der Sonne sitzen, einen Cortado trinken, baden im Meer und sich trocknen lassen am Strand auf dem bunten Badetuch, abends irgendwo Tapas essen und in einer Bar versacken… ich wüsste nicht, was im trüben Herbst- und Winterwetter besser für Körper, Geist und Seele sein könnte.
Fazit: Auf nach Barcelona! Immer und immer wieder!
Anreisen nach Barcelona und El Poblenou
Nach Barcelona El Prat: mit dem Aerobus für ganze 5,90 Euro One-Way in 35 Minuten in das Herz der Stadt fahren und von dort ab der Station Urquinaona um die Ecke von der Placa de Catalunya mit die gelbe Linie L4 bis Poblenou nehmen. Das sind genau sechs Stationen und dauert in etwa noch einmal 20 Minuten. Alternativ bieten natürlich Taxen ihre Dienste an, das geht mit ca. 30 Minuten ohne Verkehr noch schneller, hat jedoch seinen Preis mit ca. 40 Euro.
Ebenso kann man mit Ryanair zum Flughafen Girona fliegen und von dort den Shuttle Bus in die Stadt und anschließend die Metro wie oben beschrieben nehmen.
Essen und Trinken in Barcelona, Nähe El Poblenou:
Placa San Jaume: Bar del Pla, Calle Montcada 2, 08003 Barcelona, gegenüber vom Picasso Museum in einer sehr kleinen Straße (Metro Gelbe Linie – Placa San Jaume und 5 Minuten zu Fuß)
Bar (nur Drinks): Guzzo, Placa Comercial 10, 08003 Barcelona
Things to do
Site Seeing Tour per Bus für alle, die zum ersten Mal in Barcelona sind und nicht soviel Zeit haben: Bus turistic bietet drei verschiedene Routen und man kann an verschiedenen Stationen aus- und wieder einsteigen.
Im Zentrum um El Born, Barrio Gotico, Shopping auf der Rambla Catalunya oder dem Passeig de Gracia oder Besuch des sehr hübschen Markts La Boqueria, der sich auch für den Lunch anbietet
Strand: zum Beispiel der Abschnitt Chringuito vor dem Restaurant Catamarán (s. oben)
Festa Major El Poblenou (im September): Essen und Trinken, geschmückte Straßen und Menschen, Happenings, Musik
Übernachten im El Poblenou:
Apartments: Lugaris – The Home Concept
Oder schreibt mir eine E-Mail und ich versorge Euch mit passenden Tipps zu dem, was ihr in und um El Poblenou braucht: katharina@lieblingsflecken.de
2 Comments
[…] Lieblingsflecken-Gastautor und Fotograf Jürgen Putz lebt in Barcelona und ist Spanien seit dem verfallen. Besonders der Norden hat es ihm angetan und so entführt er uns […]
how to get quality backlinks
qbbbsivvt npypg feiqntv ngrg qsxweuxghgukqyj