Hier schreibt Liebling Petra. Finnland-Expertin und Saunagängerin aus Leidenschaft. Sie sauniert sogar im Saunabus.
Ich gebe es zu: bis vor Kurzem gehörte Finnland nicht zu meinen Lieblingsflecken. Nicht, weil ich das Land oder die Leute nicht mögen würde. Der Grund ist typisch deutsch doch entspricht der Wahrheit: ich war noch nie in Finnland, weil ich für den Urlaub, wie wohl jeder Deutsche, eine Destination vorziehe, in der zu 99,9% die Sonne scheint. Ich will nicht in der Sonne brutzeln, schließlich macht man das ja heute auch nicht mehr, aber doch zumindest einmal im Jahr echtes Sommergefühl haben. Morgens aufwachen und nicht voller Bangen die Fensterläden öffnen, weil die Sonne sich bis auf Weiteres verabschiedet haben könnte. Nein. Ich spreche von diesen Endlos-Sommern, die es nur im Süden geben kann. Mit zirpenden Grillen und Sommerregen, der immer warm ist und außerdem auch wieder aufhört. Dieses Jahr ist auch unser deutscher Sommer von der Sorte. Wäre das immer so, würde kein Mensch mehr wegfahren. Ist aber nicht so. Ja, und darum gehörte Finnland für mich nie zu meinen Lieblingsflecken.
Die spinnen, die Finnen
Dann begegnete ich Petra. Zuerst beruflich und dann freundschaftlich. Und sie ist das, was man als einen echten Finnland-Fan bezeichnen kann. Sie kennt das Land, in dem die Menschen angeblich eher schweigsam sind, viel und ständig Schnaps trinken und eine lustige Sprache sprechen, wie ihre Westentasche. Sie hat schon gehört, wie sich “Ich liebe Dich” auf finnisch anhört, nämlich genau so: Rakastan sinua! Hört es Euch selbst an! Der Finne, sagt Petra, will diesen Satz angeblich nur einmal im Leben über die Lippen bringen. Sie liebt das Land, in dem so merkwürdige Sportarten (!) wie eukonkanto, zu deutsch „Frauentragen“, und suopotkupallo, übersetzt mit „Matschfussball“ existieren oder die Luftgitarren Weltmeisterschaft ausgetragen wird und, man höre und staune, Tango getanzt wird. Und wo natürlich immer und überall eine Sauna herumsteht. Lest selbst, was Petra erlebt hat:
Die Sache mit der Sanduhr
Die Sache steht und fällt schon mit der Sanduhr: Keine Sauna in Deutschland ohne eben diese. Man schwitzt, bis die Zeit um ist. Ob es zum Körperbefinden passt oder nicht, die Uhr sagt, wo es lang geht. Es geht weiter mit dem Schild „Kein Schweiß aufs Holz“ – und die dritte Regel ist „Ruhe bitte“. Und dann kommt man mal nach Finnland und sauniert dort. Was sich eigentlich auch nicht vermeiden lässt. Denn im Land mit rund fünf Millionen Menschen gibt es ca. drei Millionen Saunen. Sie ist überall – in der Einzimmer-Mietwohnung, im Haus, im Ferienhaus am See, im Wald, am Fluss, auf dem Mofa – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Saunabus. Wie bitte?
Einmal bin ich durch Finnisch Lappland und seine Wälder gekurvt – und saß im Sauna-Bus. Ja, richtig gelesen. Von außen ein ganz normaler Linienbus, innen ist er umgebaut: im vorderen Teil gibt es den Kühlschrank (gefüllt mit Bier – nicht mit gesundem Wasser), daneben eine Karaoke-Anlage. Und im hinteren Teil die Sauna mit Platz für rund zwölf Leute. Man fährt, man schwitzt, man redet – keine Uhr weit und breit. Dann hält der Bus, man steigt aus und erfrischt sich im kühlen Seenwasser (in Finnland gibt es quasi überall Seen). Und dann geht’s wieder weiter.
Schwitzen für Staatsgäste
In Finnland gehört Saunieren einfach zum täglichen Leben. Es gibt keine Aufgüsse mit Bademeister und Duftzusatz, es gibt keine Uhr und es scheint auch keine Regeln zu geben. Der Finne geht rein in die Sauna und raus, mal fünf Minuten, mal sieben – ganz wie er will. Man redet in der Sauna, im Sommer klopft man sich mit Glück mit gebundenen frischen Birkenzweigen gegenseitig den Rücken ab, draußen trinkt man sein Bier – und lässt es sich einfach gut gehen. Der frühere finnische Staatspräsident lud seine offiziellen Gäste sogar in die Sauna ein. Ok, das ist bei dem einen oder anderen politischen Staatsgast jetzt vielleicht kein so schöner Gedanke ….
Mein Wunsch an alle Deutschen: entspannt Euch mal!
Ich liebe auch die Sauna in Deutschland – aber ich meide überfüllte Aufguss-Saunen, ich diskutiere mit Menschen nicht darüber, ob man nun auch schon IN der Sauna seinen Platz mit einem Handtuch reservieren darf – und ich rede. Alle, die mich dann ermahnen, werden von mir belehrt: Also, in Finnland sauniert man folgendermaßen …. Und dass der Finne an sich schweigsam ist, kann ich nicht bestätigen. Zumindest nicht, wenn er in der Sauna hockt. Weitere Informationen zu Finnland: www.visitfinland.com/de
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