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Neujahr auf Juist – eine wundersame Bildergeschichte aus dem Jahr 2016

By 8. Januar 2016 Deutschland, Popular Posts, Unterwegs
Juist_@Lieblingsflecken.de

Wir sitzen im Taxi von Norddeich-Mole Flughafen zum Hafen. Ganz geschickt haben wir das Auto dort geparkt, wo wir wieder eintreffen würden, nach unserem Neujahrsauftakt auf Juist. Dachten wir jedenfalls. Noch ahnen wir rein gar nichts, hinten auf der Rückbank vom Taxi Driever. Wir blicken auf den grasgrünen Deich und auf die am Neujahrsmorgen menschenleere Straße. “Bitte ma’ einen Medikamententransport in die Deichstraße. Wer kann das mach’n?” klingt eine Stimme aus dem Funk unseres Fahrers. “Wir brauchen einen Kasten Bier und zwei Flaschen Wodka, biddeee”, weist die Stimme an. Wie bitte? Meine Begleitung und ich schauen uns verständnislos an. Wie jetzt? “Na, dat is hier ganz normal” erklärt der gut gelaunte ostfriesische Taxifahrer grinsend. “Ich hab’ heut Morgen schon zwei Medikamententransporte gehabt. Hat ja nix auf heute, und da bestellen die Leute uns. Wir holen die Bestellung bei der Tankstelle ab und – ab geht das, ne? Wer’s braucht.” Ah ja. Willkommen in Ostfriesland.

Krabbenbrot und Sonnenschein

Die Fahrt nach Juist hätte entspannter nicht sein können. Wir essen zuerst Krabben mit Schwarzbrot an Bord und vertreten uns anschließend oben an Deck die Beine im Sonnenschein. Die Insel zieht gemächlich rechts an uns vorüber, Menschen laufen am äußersten Ostende am Strand herum, die ganz kleinen Punkte sind wohl Hunde. Der Wind bläst kühl und die frische Luft fungiert als perfekter Energiekick. Links passiert die von Juist kommende Fähre, wir winken uns zu, das macht man so auf See und wenn man unterwegs ist nach Juist. Die einen winken voller Vorfreude, die anderen schweren Herzens und ein bisschen neidisch. Ich gehöre zu den Glücklichen, ich fahre hin und noch lange nicht zurück.

Hafentrubel

Juist empfängt uns mit wahrem Kaiserwetter: blauer Himmel, Sonnenschein, lächelnde Menschen, die ihre anreisenden Freunde vom Schiff abholen und sie auf Juist-Boden in die Arme schließen. “Endlich, wir sind da!” höre ich jemanden rufen und es scheint, als sei die Ankunft ein kollektives Glücksgefühl. Ein freundlich lächelnder Kofferträger mit Pabst-Mütze auf dem Kopf hievt unser Gepäck aus dem Kofferwagen mit der Nummer 12B.  Rein mit den Koffern in den Fahrradanhänger und wenig später sehen wir den Mann mit der Pabst-Mütze auf dem Kopf anständig in die Pedale treten, als er uns auf dem Weg zum Hotel überholt. Wir dürfen schlendern und schauen und genießen. Viele Menschen hier, denke ich, das bin ich gar nicht mehr gewöhnt.

Päbstlich wohnen

Es mag sehr langweilig klingen: einmal im Jahr auf dieselbe Insel fahren und, als ob das nicht genug wäre, auch noch seit Jahrzehnten im selben Hotel absteigen. Mir egal, mich langweilt es kein Stück. Ich komme nach Hause und freue mich auf den Empfang bei Pabst, auf Frau Pape, die uns entgegen lächelt und als erstes fragt, wie es denn meiner Mutter ginge. Dieses Jahr hat Mama es nicht geschafft auf die Insel, sie kommt sonst im Sommer mit den Enkelkindern, ganz wie es so viele auf Juist, der Generationeninsel, ihr gleichtun. Wir schlafen in Zimmer 234 mit Blick auf den Wasserturm gen Osten. Draußen auf dem rotgepflasterten Weg hinauf zum Strand laufen Menschen und Hunde und Kinder, sie pilgern zum Strand oder laufen schon zurück hinunter ins Dorf. Vielleicht, um irgendwo ein Matjes- oder Krabbenbrötchen oder einen Teller Milchreis zu essen. Es geht auf Mittag zu.

Domäne Bill – letzter Tag vor dem Saisonende

Wie wir von anderen Gästen erfahren haben, wäre dies der letzte Tag, an dem die Domäne Bill geöffnet hätte und da ein Spaziergang mit Einkehren in der Domäne auf einen Stuten oder eine heiße Linsensuppe zu jedem Juist-Besuch absolut dazu gehört, machen wir uns auf die Socken. Hin am Strand mit dem aufkommenden Ostwind im Rücken und zurück über die Insel. Gut gestärkt und aufgewärmt streifen wir durch das Wäldchen mit seinen bizarren Baumgewächsen, die an einen Hexenwald erinnern. Wir passieren den Hammersee und beobachten für eine Weile die Entenschar, die sich auf ihm niedergelassen hat. Die braunen Enten schaukeln auf den kleinen Windwellen wie kleine Kähne herum. Noch ahnen wir nicht, dass am nächsten Tag alles anders werden würde.

Zu Neujahr auf Juist – meine Insel ist immer für eine Überraschung gut!

Wo am vergangenen Tag die Sonne vom Himmel schmunzelte und weiße Wölkchen den blauen Himmel entzückten, wabert jetzt eine dicke Wolkenschicht herum. Unwetterwarnungen sind ausgesprochen worden, die Windstärke hat sich auf acht bis neun heraufgeschraubt und die windgeschüttelten Fahnen weisen schnurgerade  gen Westen. Der Ostwind hat das Blitzeis mitgebracht: auf den Straßen keine Menschenseele, die dünne Eisschicht spiegelt gefährlich. Die idyllische Insel hat sich in ein einziges Eismeer verwandelt. Selbst der Sand und die Muscheln am Strand sind von Eis bedeckt. Unwirklich sieht die Welt da draußen aus.

Unser Taxifahrer weit entfernt auf dem Festland wird wohl keine “Medikamente” mehr ausliefern können, fährt es mir kurz durch den Kopf. Und der nächste Gedanke zaubert mir ein breites Grinsen auf mein eingefrorenes Gesicht: ich werde noch hier bleiben, ich komme ja einfach gar nicht weg von meiner Lieblingsinsel. Der Wettergott hat uns nicht nur Eis und Kälte gebracht sondern vor allem Zeit geschenkt. Für die nächsten Tage wird es noch ruhiger auf Juist, selbst die Pferde müssen im Stall bleiben. Ausnahmezustand. Na und? Willkommen auf Juist.

Juist, die Insel mit den 2 Gesichtern: eine Bildergeschichte

Juist 2016 @Lieblingsflecken

Flughafen Norddeich – vor der Abreise

Juist 2016 @Lieblingsflecken

So nah am Paradies: Juist von der Fähre

Juist 2016 @Lieblingsflecken

Farbenspiele

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Kurhaus vom Strand aus

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Abendstimmung am Strand

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Am Strand entlang zum Bill

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Endlose Weite

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Seezeichen am Bill

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Fisch in der Domäne Bill

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Im (Hexen-) Wäldchen

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Juist oder Darß?

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On a road to nowhere…

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Hammersee

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Hammersee von Westen

Lieblingsplatz Juist_@Lieblingsflecken

Lieblingsplatz: Bank vor einem Haus im Loog an der Billstraße

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Szenenwechsel: Aufwachen mit Blitzeis auf den roten Straßen

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Polargefühl am Juister Strand

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Pril mit Eis

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Sanddorn-Grog zum Aufwärmen, Waffel zur Stärkung

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Weihnachtliche Abendstimmung vor dem Lütje Teehus

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Strandabgang – eisgebadet

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Eisgras

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Rote Knospen unter Eis 

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Verwaistes Inseltaxi am Flughafen

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Einsamer Flughafen

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Am Ostende

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Hütte auf der Düne

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Eismeer am Ostende

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Juist by night

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Hotel Pabst an der Strandstraße

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Juist by night und Eis

 

Juist 2016 @Lieblingsflecken

Panoramabild: Tschüss Juist, bis bald!

 

Copyright Bilder: Lieblingsflecken.de

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Juist macht Ferien – Tag 3 auf Juist

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Juist Januar - Tag 3

Einer nach dem anderen macht die Schotten dicht und es scheint, als würde nun Juist und nicht die Gäste Ferien machen. Die Insel versinkt im Winterschlaf, ganz allmählich schließt ein ums andere Haus einfach die Türen zu und macht das Licht aus. Tschüss Juist, auch Insulaner brauchen mal Urlaub! Und die Pferde natürlich auch.

Juist Januar - Tag 3

Pferde auf Juist haben genug zu tun – und brauchen auch mal Ferien! Im Hintergrund: Schotten dicht!

Zuerst war es der Friesenhof. Ein Schild mit der Aufschrift „Betriebsferien“ verkündetet dort schon seit unserer Ankunft, dass diese Saison für die Crew vom Friesenhof beendet ist. Am 12. Januar ist es bei den Päbsten vom Hotel Pabst soweit und wir hören morgens beim Frühstück aus den Gesprächen der anderen, mehrheitlich westfälischen Gästen heraus, dass die Domäne Bill nun auch vorerst Ferien macht.

Juist Januar - Tag 3

Juister Endlos-Strand

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Pinkel und Grünkohl auf Juist im Januar 2015 – Tag 1

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Juist im Januar 2015

Meine Herrschaften, der Wind lässt die kleine Cessna ordentlich tanzen, der Pilot hat Mühe, das Hinterteil nach dem Start wieder einzufangen. Die Propeller röhren, wir schrauben uns höher in den grauen Januar-Himmel und alsbald blicken wir auf das weite Wattenmeer hinter dem Deich, den wir jetzt gerade überqueren. Links liegt der Hafen von Norddeich-Mole und unten in der Wasserrinne steuert einer der Frisia-Kähne Juists Nachbarinsel Norderney an.

Juist im Januar 2015

Juist im Januar 2015

 

Flug nach Juist Januar 2015

Flugkapitäne bei der Arbeit: Flug nach Juist bei Windstärke 7,5

Im Mini-Flugzeug bei Windstärke 7,5

Vor uns liegt die 17 Kilometer lange und an ihrer breitesten Stelle drei Kilometer breite “schönste Sandbank der Welt”. Ihr Ende im Westen ist im Dunst der Wolken kaum zu erkennen. Die Sonne probiert immer wieder, die am Himmel dahin fegenden Wolken mit ihren Strahlen zu durchbrechen und ab und zu gelingt es ihr. Die Cessna kämpft sich weiter durch den Wind und schon befinden wir uns im Landeanflug auf Juist, rattern über das immer länger werdende Ostende hinweg, blicken in die Dünen hinunter und erkennen winzige Menschenpunkte auf dem Wanderweg entlang des Watts. Read More

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Juist off season: Jetzt ist die Zeit für echte Seebären!

By 27. September 2014 Deutschland, Popular Posts

Juist off season, die beste Zeit für echte Seebären.

Unten schimmert das Watt in diversen Grautönen, oben rattern die Propeller der kleinen Cessna so laut, dass jede Unterhaltung unmöglich wird. Macht nichts, denn bei dem Anblick auf das weite Wattenmeer braucht es ohnehin keine Worte.

Juist zur Off Season

Mit der Cessna in 7 Minuten vom Festland auf die Insel.

Es ist nicht viel Wasser da unten. Manchmal stranden die Fähren auf einer Sandbank, wenn zu wenig Wasser in der Rinne steht. Einmal haben Urlauber sogar eine Nacht auf einem der Frisia-Schiffe verbracht. Aber keine Angst, das kommt sehr selten vor.

Wenn das Boot allerdings erst einmal auf einer Sandbank aufläuft, kommt es so schnell nicht wieder herunter. Dann heißt es warten auf die Flut, und die stellt sich ja bekanntlich erst nach sechs Stunden wieder ein. So etwas passiert, wenn man nach Juist will und den Wasserweg wählt. Juist ist eine der wenigen Inseln, die nur bei Flut, also maximal zweimal pro Tag per Schiff zu erreichen ist. Eben nur dann, wenn Wasser in der Rinne steht.

Früher, als es die Inselbahn noch gab

Ganz früher, das wüsste meine Oma besser als ich, gab es einen Anleger vor Juist, von dem aus die Inselbahn über eine heutzutage, würde es sie noch geben,  wohl verbotene Schienenkonstruktion auf Stelzen praktisch durch das Wasser Richtung Insel aufbrach. Was für ein Abenteuer! Ich erinnere mich vage an harte Holzbänke und Nordseewasser auf den Schienen. Und natürlich an den Empfang auf dem Inselbahnhof, der auch heute noch, wenn auch anderweitig genutzt, zu sehen ist. Dort saßen früher die bereits urlaubenden, wohl erholten und gebräunten Gäste auf der Mauer und schrien den Neuankömmlingen mitleidig entgegen: “Ohhhhh wiiiiiiie blaaaaaassss!”

Heute ist das natürlich alles etwas anders. Heute gibt es einen vergleichsweise großen Hafen mit einem eigens ausgehobenen Hafenbecken. Die Inselbahn ist Schnee von gestern, doch neue Gäste werden bei Ankunft noch immer abgeholt und die, die schon wieder nach Hause müssen, werden gebührend verabschiedet. Wenigstens von den Kofferträgern, die die Hotels zum Schiff schicken. Denn, ach ja, Autos gibt es ja keine auf der längsten Insel der Nordsee. Nur Pferde und Fahrräder. Und der Arzt darf in Notfällen natürlich auch zum Auto greifen.

Juist zur Off Season

Dünen, Himmel, Meer und Strand. So ist Juist, wenn sonst keiner da ist.

Wir, also meine Mutter und ich, reisen mindestens einmal im Jahr auf unsere Lieblingsinsel, die ich seit mehr als 30 Jahren und sie seit mehr als 60 Jahren regelmäßig besuche. Irgendwann packt uns beide die Sehnsucht..nach der Nordsee, der steifen Brise und dem längsten und für uns schönsten Strand der Welt. Wir brauchen dann das Pferdegetrappel auf den Kopfsteinpflasterstraßen beim Aufwachen, den vagen Geruch von Pferdeäpfeln in der Luft und das Geklapper der Fahnenmasten im Wind.

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Nebensaison: November für echte Seebären

Wir beide zusammen reisen immer in der Nebensaison, im November oder kurz vor oder nach Ostern, denn dann ist es verhältnismäßig leer auf Juist und unser Lieblingshotel Pabst lockt uns mit schönen Angeboten wie dem Champagner Arrangement: 4 Tage Juist, 4 Tage durchatmen, 4 Tage Meer und Himmel und wieder von vorne.

Fliegen oder Schiff?

Fliegen tun wir eigentlich nie aber diesmal musste es sein, denn wir haben es geschafft das Schiff zu verpassen. Tja, so sind wir. Reden soviel unterwegs, dass wir es auch nach so vielen Jahren noch schaffen, eine Ausfahrt zu verpassen. Und zu spät anzukommen an Norddeich Mole und uns ein bisschen dafür zu schämen, dass uns so was immer wieder passiert und gleichzeitig ziemlich froh sind, dass wir “unter uns” sind und wenigstens kein Dritter dumme Kommentare loslässt. Wir buchen uns den Flug und lachen drüber. Hat doch alles geklappt, sagen wir dann, und die Begebenheit wird zu einer neuen Geschichte.

Fliegen bei Windstärke sieben ist nicht jedermanns Sache, schon gar nicht die meiner Mutter in einer Cessna mit acht Plätzen. Wir vertrauen dem wortkargen Piloten, der die Tour mehrmals am Tag fliegt, begeben uns in seine Obhut, schnallen uns an und brauchen genau sieben Minuten, um vom Festland in die Luft und von der Luft den Boden der winzigen Landebahn auf Juist zu berühren. Sieben Minuten,  die gerade ausreichen, um den Blick über das weite Wattenmeer, Norderney, die Nachbarinsel und natürlich das schmale Juist schweifen zu lassen. Vorausgesetzt, man öffnet die Augen, was meine Mutter erst nach einiger Überredungskunst und für einen sehr kurzen Moment wagte. Beim nächsten Mal. Wenn wir nicht das Gefühl haben, mit der nächsten Windböe bis nach Helgoland gepustet zu werden.

Wir krabbeln aus der Maschine und stehen auf der Landebahn im Wind und müssen uns anstrengen, um den kurzen Weg von dort zur Kutsche vor dem ebenso winzigen Flughafengebäude hinter uns zu bringen. Zwei Islandpferde und eine Kutscherin erwarten uns und die anderen neuen Gäste und nachdem letztere das Gepäck verstaut hat, trappeln die beiden Pferde gen Juist Dorf, vorbei an Dünen auf der einen und Wattwiesen auf der anderen Seite, in denen Fasanen und Möwen kauern, die sich heute bei dem Sturm energiesparend lieber am Boden aufhalten.

Schlafen bei den Päbsten

Nach gut 30 Minuten hält die Kutsche vor dem Hotel Papst, gegenüber des Köbes, in dem ich als Jugendliche diverse ausschweifende Parties gefeiert und Nächte durchgetanzt habe. Damals, als wir hier Pfingsten und Silvester verbracht haben und als erstes unsere Uhren mit einem Juist-Sticker abklebten, denn die Zeit, die brauchten wir hier nicht, sie sollte stehen bleiben weil es so schön war hier mit all den Freunden, die wir uns hier mindestens einmal pro Jahr trafen. Ein Ausnahmezustand war das. Und die Zeit, die ist natürlich nie stehen geblieben.

Juist zur Off Sesason

Strandpromenade: menschenleer und sonnig.

Hier also, im Hotel Papst gegenüber vom Köbes, der auch heute noch eine Kneipe ist, wohnten meine Mutter und ich für die nächsten 4 Tage, auf die wir uns schon seit dem letzten Jahr gefreut hatten.

Die Päpste führen ihr Familienhotel mit Leidenschaft und geben uns, also den Gästen, dieses wohlige Gefühl, wieder angekommen zu sein. Da, wo man am liebsten immer wäre, wo das Leben sorglos ist und der Wind alles, was noch anhaftet, einfach davon trägt. Die Päbste bieten den warmen Ruheraum für die Stunden nach den endlosen Strandspaziergängen über den endlosen weißen Sand am Meer entlang. Ordentlich durchgepustet kommen wir hierher zurück für einen Ostfriesentee oder verziehen uns gleich in den Saunabereich und bleiben dort, eingemummelt in flauschige Decken auf Liegestühlen mit dicken Matratzen und dösen vor uns hin.

Hotel Pabst

Hotel Pabst auf Juist
Foto: Hotel Pabst

Außerdem müssen wir einmal am Hammersee entlang und durch das Wäldchen zur Domäne Bill laufen und dort ein Stück Rosinenstuten essen. Danach geht es weiter um die Westspitze der Insel, das Ende der Insel, das immer weniger wird. Jetzt zur Nebensaison sieht man besonders deutlich, welche Kraft das Wasser entwickeln kann wenn man sich die abgerissenen Dünen dort hinten anschaut. Manchmal trifft man hier auch auf Robben, die am Strand liegen. Zarte Wesen, die man am liebsten streicheln möchte – und das natürlich nicht tut.

Lütje Teehus & Co.

Im Dorf gehört natürlich ein Besuch des Lütje Teehus im Januspark mit Ostfriesentee und frischer Waffel dazu. Und selbstverständlich gehen wir zum Ententeich und einmal in die katholische Kirche, denn hier waren wir beide, meine Mutter und ich gleichermaßen, in unserer Kindheit häufig mit meiner Oma, Mamas Mutter. Neben der Kirche stehen noch immer ein paar Telefonzellen, Relikte aus einer anderen Zeit. Damals bildeten sich Schlangen vor den gelben Kästen, denn niemand hatte ein Telefon auf dem Zimmer oder das Telefonieren von dort war zu teuer und von sowas wie einem Mobiltelefon konnte noch lange keine Rede sein.

Juist for Off Season

Auf dem Weg zur Mitte: der Januspark.

 

Einmal gehen wir auch über den Deich, in beide Richtungen, erinnern uns an die Inselbahn und bestaunen den Hafen. Wir gehen am Kino vorbei und schauen, was läuft, auch wenn wir nie eine Vorstellung anschauen. Abends sitzen wir schließlich bei Papst beim Abendessen und genießen unser Menü und das sorglos sein.

Und tschüss!

Am Tag vier frühstücken wir und stellen unsere gepackten Koffer vor unseren Türen, die der Gepäckträger pünktlich abholt und sie schon einmal zum Schiff bringt. Vor Ort müssen wir nur noch unsere Gepäckscheine bei ihm abholen. Sorglos eben.

Wir besteigen das Schiff und suchen uns bei kühlem Wetter einen Platz unten im Schiffsrumpf. Setzen uns neben und zwischen die wenigen anderen Passagiere, spüren das leichte Ruckeln, wenn das Schiff ablegen, hören das Schiffshorn tröten und schauen wehmütig zu, wie die kleine Insel sich immer weiter von uns entfernt und wir dem Festland entgegenfahren. Eine andere Welt auf der anderen Seite der Erde, so scheint es.

Es ist genug Wasser da an diesem Tag und ich bedaure das ein wenig. Gerne wäre ich noch ein bisschen länger geblieben, hätte die Zeit angehalten, nur für einen Moment, um noch nicht wieder zurück in die Realität zu müssen.

Gut zu wissen, dass das sorglos sein ganze 7 Minuten mit dem Flugzeug und 1 Stunde 30 Minuten mit dem Schiff entfernt liegt.

Auf der Fahrt zurück erzählen wir uns noch einmal von allem, was wir gesehen haben und ich sage: “Ach Mama, ich freu mich jetzt schon, wenn wir wieder kommen.” Und sie antwortet: “Ja, ich auch.”

LINKS

Anreise nach Juist

Übernachten auf Juist 

Hotel Pabst 

 

Juist zur Off Season

Juist: Strand und Strand und Sand.

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