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Ein Sonntag in München-Schwabing

By 8. April 2015 Deutschland
Fotolia_SIgestor München Schwabing

Die Sonntage können in München extrem aktiv sein, schließlich liegen die Berge vor der Tür, die Isar sowieso und die nahe gelegenen Seen verführen zu einem Ausflug. Das ist meistens der Fall, wenn die Sonne scheint und es alle Welt hinaus in die Natur zieht. Sonntage können aber auch so aussehen: ausschlafen nach einer langen Nacht mit köstlichen Gesprächen und ebensolchem Wein, spät Frühstücken am frühlingshaft gedeckten Küchentisch, französische Chansons als Hintergrundmusik (Tipp: Radio Fipp!) und es ganz piano angehen lassen. So ein Sonntag geht ohne schlechtes Gewissen besonders gut an Regentagen, und dieser ist so einer. Regen und Sonne wechseln sich beständig ab, der Wind weht wie im Herbst und wir sitzen drinnen und fühlen uns gemütlich.

Sonntagskaffee: Gartensalon in München Schwabing

Sonntagskaffee: Gartensalon in München Schwabing

Fuchsi und ich

Am Nachmittag um 15:30 Uhr bin ich wieder verabredet, diesmal mit meiner Freundin „Fuchsi“, die so heißt, weil zum einen ihr Nachname Fuchs ist und zum anderen ihre Haare rot sind. Wir treffen uns in Schwabing im Gartensalon, einem Café in der Amalienpassage versteckt in einem Hinterhof mit Holztischen und bunten Blumentöpfen darauf und farbigen Decken auf den Stühlen. Heute, an diesem Regensonntag, sitzen nur ein paar wenige Gäste draußen unter dem Dachvorsprung, um ihren Kaffee zu trinken. Drinnen geht es zu wie in einem bunt angemalten Taubenschlag. Die winzigen Tischchen sind voll besetzt, lauter Schwabinger und Zugereiste wie ich hocken auf ihren Stühlen, eng beieinander und ratschen, wie es in München und Umgebung heißt. Die Luft ist angefüllt mit Stimmenbrei und Kaffeegeruch und Kuchenduft. Die jungen Kellnerinnen eilen von Tisch zu Tisch, beladen mit Kuchentellern und Kaffee- und Teepötten, Limonaden und Gläsern und ihre Kolleginnen hinter dem Tresen und der Kuchentheke bereiten emsig vor, was die sonntäglichen Gäste bestellen. Mitten drin laufen Kinder umher, verfolgt von ihren Vätern, die sie sich auf den Arm laden und zurück an den Tisch bringen. Ein unendliches Spiel. Wer ein stilles Plätzchen sucht, ist hier zumindest an einem Sonntag falsch. Wer richtig guten Kuchen und ein bisschen Trubel liebt, ist hier goldrichtig. Wir trinken einen Chai Latte und verkneifen uns den Kuchen, denn in genau 90 Minuten um 17 Uhr beginnt sie, meine erste Yogastunde in München.

Gartensalon in München Schwabing

Voll und schön: Gartensalon in München Schwabing

 

Von Yoga und Schweiß in München-Schwabing

Das Studio YamYoga liegt ebenfalls in Schwabing in der Nähe der Franz-Joseph-Straße und meine Freundin und ich besuchen eine offene Jivamukti Yogastunde mit Live-Musik.

Zu Besuch bei YamYoga in München Schwabing

Zu Besuch bei YamYoga in München Schwabing

Ich denke, mich trifft der Schlag, als ich die Menschenmenge sehe, die sich bereits um 16:30 Uhr in dem kleinen Studio knubbelt. 15 Euro kostet die Stunde für Nicht-Mitglieder wie mich. In den vielleicht 40 Quadratmeter großen Raum quetschen sich gut 35 Menschen, die wie die Ölsardinen auf ihren Matten hocken oder liegen. Man kennt sich, es wird begrüßt und geratscht und umarmt. Ich lerne, dass an den Wochenenden eine Yogalehrausbildung stattfindet und die angehenden Lehrer ebenfalls diesen Kurs besuchen. Es gibt zwar Fenster, doch die bleiben während der Stunde geschlossen. Damit habe ich Mühe, frische Luft wäre schön bei dieser Masse an Menschen, die gleich gemeinsam schwitzen werden. Der Musiker kommt zu spät, er habe die Uhrzeit verbaselt oder sich verfahren oder was weiß ich. Yogisch gelassen wie wir sind warten wir eben auf ihn. James ist nach seinem Akzent zu Urteilen Brite und das Warten lohnt sich. Er und Yogastudiobesitzerin Regina ziehen die große Truppe schnell in ihren Bann mit den Klängen des indischen Harmoniums, Trommeln, Flöte und so etwas das klingt wie ein Didgeridoo. Zu Anfang singen wir, manch einer lauthals, das Mantra Jay Bhagavad. Und dann beginnt die Jivamukti-Stunde im Schweiße meines Angesichts auf einer rutschigen Matte, die mir keinen Halt bietet, mit Udjaii atmenden Menschen um mich herum, die, genau wie ich, alsbald zu schwitzen beginnen. Die Luftfeuchtigkeit in dem Raum fühlt sich in etwa so an wie in Asien zur Regenzeit und so richtig cool finde ich das alles nicht. Die Musik ist großartig, manchmal vergesse ich, dass da vorne ja James sitzt und spielt, es klingt wie eine CD, einfach perfekt. Die Stunde ist herausfordernd und, wie ich lerne, wird neben den Anweisungen für die Asanas, begleitet von auf persönliches und spirituelles Wachstum ausgerichteten Denkanstössen wie: „Wie ist das für Dich, wenn Du einmal alles fallen lässt? Kannst Du loslassen oder will etwas noch nicht gehen?“ Es war soviel, dass ich mich eigentlich an gar nichts mehr erinnere. Jivamukti sei so, sagt meine Freundin, man müsse Lust darauf haben. Eine der angehenden Yogalehrerinnen korrigiert bei einzelnen Schülern die Stellungen und hilft, noch weiter in sie hineinzukommen. Das finde ich super und sie macht es prima, sehr einfühlsam und präzise.

 

YamYoga München Schwabing

Da war’s noch leer im YamYoga-Raum….

 

Jivamukti und ich

Insgesamt hat es mir gut getan, so wie Yoga mir immer gut tut. Auch Denkanstöße sind schön und aus der Yogatherapie und dem Coaching weiß ich, wie wunderbar sich Gedanken über Körperübungen verbinden lassen und bei Veränderungsprozessen unterstützen können. In dieser Stunde ist es mir persönlich ein wenig zu viel von allem. Weniger wäre für mich mehr gewesen, sowohl was die Lautstärke des Gesangs als auch die Anzahl der Schüler und die weisen Worte betrifft.

Am Ende der Stunde liegt der Boden im Saft aus kondensiertem Wasser und Schweiß, die Fenstergriffe fühlen sich nass an und ich ekle mich ein bisschen. Mit spitzen Fingern schnappe ich mir meine Socken und bin froh, als die ersten Fenster geöffnet werden. Fazit für mich: ich habe es eher mit den kleinen Gruppen. Weniger ist für mich im Yoga mehr.

 

Vegan und ich

Zum Essen bringt mich meine Freundin in ein kleines Restaurant in der Türkenstraße, dem Gratitude. Dankbarkeit, welch schöner Name. Das klingt nach Slowfood und Innehalten und das gefällt mir.

Graue Fensterrahmen und große Fenster geben den Blick frei auf warmes Licht und Holztische und Stühle, die so gut wie alle besetzt sind. Meine Freundin hat vorausschauend reserviert und wir sitzen in einer Ecke Richtung Küche an einem kleinen Tisch in schummrigem Licht und lassen uns inspirieren von der Karte, die vegane Gerichte bereit hält und die Wahl verflixt schwer macht. denn alles klingt einfach nur köstlich. Ich schlunze zu den Nachbartischen und Tellern und muss den Vorspeisenteller mit Auberginenmousse, Humus, Tabuleh, warmem Nudelsalat mit Bohnen, Oliven und geröstetem Buchweizen-Crackern probieren. Meine Freundin bestellt Aubergine mit Süßkartoffelpüree und Granatapfel und Salatbeilage, dazu teilen wir uns Süßkartoffelchips. Auf das Wiedersehen stoßen wir mit Apérol Spritz an, der hier mit einem regionalen Likör statt Apérol zubereitet wird und zunächst gewöhnungsbedürftig und dann lecker schmeckt. Außerdem hat das Gratitude eine recht anständige Weinkarte vorzuweisen. Preislich kommen wir bei etwa 30 bis 35 Euro pro Person heraus, was aus meiner Sicht angesichts der Qualität der Produkte absolut im Rahmen liegt. Ein empfehlenswerter Lieblingsfleck!

 

Gratitude München Schwabing

Gesund und lecker: Gratitude München Schwabing

 

Good bye Munich!

Am Montagmittag entlässt mich München bei Regen und ich mache mich auf den Rückweg nach Frankfurt. Drei Stunden und ein paar Zerquetschte braucht der ICE und um 16:30 Uhr steige ich bei Sonnenschein aus dem Zug in Frankfurt Hauptbahnhof. Alles richtig gemacht, denke ich. Und plane insgeheim den nächsten Besuch in München, der garantiert nicht erst in sieben Monaten stattfinden wird.

 

Links:

Kaffeerösterei & Kaffeebar Mahlefitz 

Gartensalon München 

YamYoga München

Gratitude München 

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Einmal München und zurück

By 8. April 2015 Deutschland, Popular Posts
Fotolia_Einmal München und zurück

Letztes Jahr im August habe ich große Pläne geschmiedet. Ich wollte Städte bereisen und dort Cafés, Restaurants, Yogastudios und besondere Flecken ausfindig machen, die das Zeug zu einem Lieblingsfleck haben. Ich sah mich flanieren und treiben im Reigen des Stadtalltags, ausgestiegen, abgehoben, mit einem anderen Blickwinkel unterwegs, immer auf der Suche nach dem, was mich zum Verweilen einlädt.

Memories of Schwabing

Nicht bedacht hatte ich dabei wohl, dass ich vielleicht auch noch anderes zu tun hätte in den ersten Monaten der Selbständigkeit. So hat es eine Weile gedauert, bis ich angefangen habe, meinen Plan von damals in die Tat umzusetzen. Gute sieben Monate später habe ich es gemacht. Ich habe mir ein Zugticket gebucht und bin nach München gefahren. Einfach so, von Samstag bis Montagmittag, 48 Stunden in München. Wie es so ist mit den Besuchen in Städten, in denen liebe Freunde wohnen, gehören die meisten Stunden dem Wiedersehen. Es gibt so viel zu erzählen und zu lachen und zu weinen und zu diskutieren.

Und doch habe ich soviel Neues gesehen in München, habe mich zurückversetzt gefühlt in alte Zeiten, als wir durch Schwabing fuhren, an damals, als ich hier eine Wohnung in der Adalbertstrasse untergemietet hatte und für ein Praktikum für drei Monate in München gelebt habe. Ich habe mich erinnert, wie einsam ich mich zu Anfang gefühlt habe, als ich noch niemanden kannte und abends durch das schneebedeckte Schwabing lief, sehnsüchtig in die erleuchteten Fenster der Bars und Restaurants und Kneipen blickte und mich fragte, wieso ich hier draußen allein herumstreunte während alle anderen mit ihren Freunden lachten und scherzten und Spaß hatten. Angekommen bin ich in München erst später. In dieser Zeit habe ich für eine Event Agentur gearbeitet, die den zu der Zeit brandneuen BMW 3 auf Sardinien den Händlern vorstellte. Sieben Wochen verbrachten wir im Forte Village Resort auf Sardinien, wir reisten an im Februar und kehrten zurück Ende März. Ich durfte den Frühling zweimal und eine Zeit voller intensiver Erfahrungen erleben. Es war wie in dem Film „Täglich grüßt das Murmeltier“: alle drei Tage wiederholte sich das Programm, same but different, denn alle drei Tage reiste der nächste Trupp von BMW Händlern an, die mit allen Sinnen auf den neuen BMW 3 eingeschworen wurden. Wir lebten in den Bungalows, in denen sonst wohlhabende Gäste ihre Sommer verbrachten und hatten das Gefühl, dass dieses Resort uns gehörte, dass niemand anderes außer den zeitweiligen Besuchern, die sich regelmäßig änderten, hier etwas verloren hätte. Ich erinnere mich an das türkis-grün schimmernde Meer und an das Anbaden bei 13 Grad Wassertemperatur.

Fotolia_SIgestor München Schwabing

Schönes München: Siegestor München

La dolce vita in München 

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