Lieblingsflecken
Browsing Tag

Lago Maggiore

Alles Käse in Cannobio oder: Vorsicht vor den Aprikosen!

By 7. Juni 2015 Europa, Popular Posts
Cannobio, Lago Maggiore

Giovanni hatte mich gefragt. Und ich hatte aus vollster Überzeugung ja gesagt. Sein Obststand am Straßenrand von Cannobio in Richtung Schweiz rettete uns einen Teil des Abendessens. Zusammen mit Ivo. Aber eins nach dem anderen.

Die Schweizer Seite des Lago Maggiore ist ohne Zweifel pittoresk. Ascona, Locarno, Brissago, alles schön, alles gut. Teuer halt, aber das war schon immer so in der Schweiz. Das beruhigende am Tessin ist, dass das Piemont im Westen und die Lombardei im Osten direkt an den von den Städtern aus Zürich & Co. als hinterwäldlerisch bezeichneten Teil des Bergenlandes angrenzt. Italien ist immer nur einen Steinwurf entfernt, man kann es immer sehen und sozusagen spüren. Schließlich sprechen die Schweizer im Tessin so gut wie ausschließlich italienisch, es fühlt sich, wären da nicht die mit Schweizer Franken angegebenen Preise, schon an wie Italien.

Cannobio, Lago Maggiore

Cannobio, Lago Maggiore

Mein Herz gehört denn auch dem angrenzenden Land. Kaum in Brissago über die Grenze gefahren, atme ich tief durch und mein Herz tut einen Freudenhüpfer: ich bin in Italien! Alles scheint sofort anders, auch wenn das faktisch natürlich Blödsinn ist. Es ist das Gefühl, il sentimento! Ich fühle Italien, das dolce vita, die klangvolle Sprache, das gute Essen, natürlich, die Sonne  und die Blumen, die bunten Märkte, ich sehe die elegant und immer gut gekleideten Menschen und ich schnuppere die nach Süden duftende Luft. Ich liebe es, wenn die Italienerinnen sich und ihre Familien fein machen für das frühabendliche Herumspazieren auf der Piazza, um wohlduftend  noch ein gelato vor dem Abendessen zu schlecken. Certo!

In Cannobio, dem ersten Städtchen auf der italienischen Seite nach Brissago, beginnt es, das italienische Leben. Plötzlich ticken die Uhren anders, die Häuser sehen italienisch aus, die Sonne scheint wärmer und der Himmel ist blauer. Gefühlt. Faktisch werden die Straßen durch Cannobio zu kleinen, schmalen mit Kopfstein gepflasterten Gässchen, eingerahmt von Hausfassaden und Mini-Balkonen, auf denen Pflanzen und Blumen sprießen, als wäre das selbstverständlich. In der Mitte des oberen Ortes ragt der Kirchturm der für den kleinen Ort irgendwie zu groß geratenen steinernen Kirche empor. Oben im Turm sind mehrere Glocken in diversen Größen zu erkennen und gleich taucht das Bild von einem Gottesdiener vor meinem inneren Auge auf, der jeweils zur halben und ganzen Stunde per Hand das Glockengeläut erklingen lässt. Wahrscheinlich entspricht das nicht den Tatsachen, doch das ist ja auch nebensächlich. Die Touristen lieben Cannobio, und so befindet sich am Ortseingang denn auch ein ausgewachsener Campingplätzen und zahlreiche Schilder weisen im Ort auf die “Albergi” und Ristoranti hin, die es in Cannobio neben Kopfsteinpflaster, Schuhgeschäften, Bäckereien mit zumeist hellem Brot und Köstlichkeiten aus Mandeln, Nougat und Sahne im Angebot und Gelaterias, natürlich, zu finden gibt. Ein eisiger Wind bläst von oben aus den Bergen durch die schmalen Gassen, trotz der wärmenden Sonnenstrahlen hülle ich mich unwillkürlich tiefer in meine Jeansjacke und klappe den Kragen hoch. So ganz ist der Sommer noch nicht angekommen an diesem Maitag in Cannobio.

Cannobio, Lago Maggiore

Cannobio, Lago Maggiore

Dafür spricht auch, dass die Temperatur des an seiner tiefsten Stelle 372 Meter tiefen Lago Maggiore derzeit circa 13 Grad Celsius beträgt. Es hat zuviel geregnet, keine Sonne, keine warmen Wassertemperaturen, logisch. Mein Vorhaben, im Lago baden zu gehen, verwerfe ich bedauernd. Wäre es draussen richtig schön heiss, ja dann wäre das etwas anderes. So eben nicht.

Cannobio, Lago Maggiore

Cannobio, Lago Maggiore

An Cannobio werde ich mich nicht nur wegen seiner hübschen Promenade und den dortigen Restaurants, die, mit Verlaub, zwar sehr hübsch ausschauen mit ihren breiten Markisen und den einladend eingedeckten Tischen, qualitativ jedoch eher hinten herunter fallen. An Cannobio werde ich mich wegen Ivo erinnern. Nein, ich habe mich nicht verliebt in einen rassigen Italiener mit dunkelgelockten Haaren und feurigen Augen. Ich habe Käse gekauft, und zwar bei Ivo, dessen Gesichtsfarbe und vermutlich auch der Rest seines Körpers in etwa ebenso bleich ausfiel wie der Käse, den er in einer imposanten Käsetheke deponiert hatte. Eigentlich wollten wir auf dem sonntäglichen Markt in Cannobio, dafür ist der Ort vor allem bei den Touristen bekannt, für unser Abendessen sorgen. Aufgrund des Andrangs beschlossen wir, von einem Besuch abzusehen und statt dessen den heimischen Geschäften einen Besuch abzustatten. Die Auswahl war aufgrund unserer zeitlichen Planung bereits begrenzt: in Italien, zumindest in so winzigen Dörfern wie hier in Cannobio, ist es ja überhaupt schon einmal bemerkenswert, dass Läden am heiligen Sonntag öffnen und umso verständlicher, dass sie pünktlich schließen, nämlich um 12:30 Uhr und keine Sekunde später.

Cannobio, Lago Maggiore

Cannobio, Lago Maggiore

In der Pasticceria ergatterten wir eines der letzten Brote und rannten dann im Laufschritt zum bleichen Ivo. Seinen Laden hatten wir bereits am Tag zuvor bemerkt, denn er liegt direkt an der kleinen Straße, die Cannobio in obere und untere Stadt unterteilt und die jeder passiert, der den Ort mit dem Auto durchquert.

La Tana del Gusto, Cannobio, Lago Maggiore

Ivo in seinem Laden “La Tana del Gusto” in Cannobio

An einer Ecke befand sich Ivos Geschäft, das so aussieht, als befände es sich hier schon länger, länger als Ivo auf der Welt ist, eigentlich immer schon. Es gehörte zu den Läden, die selten werden in unserer heutigen Zeit. Hinter der kleinen Eingangstür erstreckte sich rechts eine imposante Wursttheke und links, zu erreichen über einen schmalen, gefliesten Gang, an dessen Seite rechts eine altertümliche Kasse auf einem Tresen stand, blickte man direkt auf eine ebenso imposante wenn auch kleinere Käsevitrine. Sie war zum bersten voll mit Käse, weißem und gelbem und rotem und braunen.

Ivo, so erzählte er uns auf italienisch, sei ganz original aus Cannobio. Hier geboren, hier lebend. Neben Käse verkaufte er Wurstwaren von allen erdenklichen Schinken- und Salamisorten über Bressaola bis hin zu Wildschwein- und Rindswürsten, die fein dekoriert in der Wursttheke thronten. Seine simple Frage lautete: “Con carattere?”, was wir als eher kräftig im Geschmack übersetzen, und dann mussten wir probieren, von allem. Wir kauten und schmeckten, versuchten, unsere Empfindungen auf italienisch wiederzugeben, doch im Nachhinein glaube ich, dass das völlig unnötig war, denn Ivo konnte in unseren Gesichtern lesen, ob wir glücklich waren mit dem Geschmack oder nicht.

La Tana del Gusto, Cannobio, Lago Maggiore

Ivo’s La Tana del Gusto, Cannobio

Wir erstanden Schinken und Bressaola, alten Peccorinokäse, der so hart war, dass er vom Messer sprang und Ziegenkäse und Kuhkäse, die alle beide ebenfalls älteren Kalibers zu sein schienen und charakterlich definitiv ihre Eigenheiten besaßen. Der weißgesichtige Ivo bemerkte in gebrochenem Deutsch: “Zuerst Sie probiere die Käse – dann ich probiere Sie!” Äh, ok. Wir lachten und keiner von uns wollte sich so recht vorstellen, von Ivo probiert zu werden. Amüsiert über seine charmante Annäherung und einmal bestätigt in dem Klischee, dass Italiener eben flirten müssen,  wünschten wir ihm einen schönen Sonntag. Wir verließen den Laden, kurz bevor Ivo seine Vitrinen zudeckte und den Laden abschloss. Chiuso, finito.

Cannobio, Lago Maggiore

Cannobio, Lago Maggiore

Es war zu spät. Zu spät, um noch irgendwo Gemüse oder Salat zu erstehen. Cannobio fiel, außer auf dem trubeligen Markt, der um 13 Uhr schließen sollte, in den sonntäglichen Siestaschlaf. Auf dem Rückweg Richtung Schweiz passierten wir einen kleinen Gemüse- und Obststand, der auf Schiefertafeln sein Angebot anpries. Wir hielten und kauften Tomaten und grüne Bohnen, die, wie wir von einer ansonsten recht wortkargen Italienerin erfuhren, hier im Norden Italiens fagiolini genannt werden. Der Standinhaber Giovanni, ein bulliger Typ mit Stiernacken, rief der wortkargen Italienerin die Preise zu und als ich schließlich auf ein gelborganges Obst zeigte, das auf mich wie eine Aprikosenart wirkte, kam er zu mir und fragte, ob ich wüsste, was das wäre. Klar, sagte ich. Und glaubte es ja auch.

Am Abend saßen wir auf der Terrasse in Brissago mit Blick auf den Lago, kosteten unsere kulinarischen Schätze und sprachen über Ivo, den Bleichgesichtigen und Giovanni, der ganz sicher noch nie in seinem Leben ein Verkaufsseminar besucht hatte und es trotzdem zu einem Top-Verkäufer gebracht hatte. Wenn auch am Straßenrand von Cannobio. Dafür mit Blick auf den Lago Maggiore, jeden Tag.

Cannobio, Lago Maggiore

Cannobio, Lago Maggiore

Ach ja, die Früchte! Ich weiß es nun, nach wirklich langer Recherche muss es das sein, was wir in Hessen gerne in Calvados ertränken. Geschält schmeckt es auch ohne Calvados lecker. Any idea? MISPELCHEN! 🙂

 

Hat Dir der Beitrag gefallen? Hast Du Anmerkungen, Fragen… ? Hinterlass mir Deinen Kommentar!

 

 

You Might Also Like

Der Berg der Wahrheit: Ascona, Locarno und der Spaß mit den Schweizern.

By 2. Juni 2015 Europa, Popular Posts
Brissago, Ascona, Lago Maggiore, Schweiz

In Ascona ist Strassenkünstlerfestival. Ein großes Banner am Eingang der Stadt weist mich auf das zwölfte “Artist di Strada” hin, auf italienisch selbstverständlich, denn mit Deutsch, das merke ich gleich, komme ich hier nicht weit. Mit Englisch übrigens auch nicht, Italienisch ist angebracht, auch wenn es nur ein paar Brocken sind.

Wäre da nicht der Schweizer Franken, ich würde meinen, ich sei bereits in Italien und nicht im Tessin, dem Stück italienischer Schweiz, das seit Beginn des 20. Jahrhunderts von Literaten und Künstlern ebenso geschätzt wird wie von Reisenden aus der ganzen Welt. Herrmann Hesse lebte im Kanton “Ticino” bis zu seinem Tode und verfasste hier Werke wie “Der Steppenwolf“, „Narziß und Goldmund“ oder „Das Glasperlenspiel“.  Inzwischen, so ist mein Eindruck, ist das Örtchen in die Jahre gekommen. Das südländische Klima und der wunderschöne Lago Maggiore sind natürlich geblieben und auch wenn es noch ein wenig frisch ist am Abend meiner Anreise bin ich doch gleich verzaubert von dem Ausblick auf den dunkel schimmernden See, umrahmt von satten, grün bedeckten Bergen. Hier und da glitzern die ersten Lichter an den Örtchen links und rechts vom See und auf der Seepromenade führen die Straßenkünstler aus aller Welt ihre Programme vor. James aus den USA, ich schließe seine Herkunft aus seinem very american English, hat genau zwei Zuschauer vor sich stehen. Vermutlich sind es seine Eltern oder andere enge Verwandte und er tut mir ein kleines bisschen leid. Wir gehen trotzdem weiter, schließlich sind wir zum Essen verabredet.

 

Fischtag im Restaurant Carcani

Fischtag im Restaurant Carcani

 

Das 3-Sterne-Haus Carcani direkt an der Promenade mit Blick auf den Lago besitzt ein ausgezeichnetes Restaurant, weiß meine Begleitung. Es wird mit denselben Köstlichkeiten versorgt wie sein 5-Sterne-Schwesterhotel “Eden Doc”, das ein Stückchen weiter östlich liegt. Das Eden Roc hat nichts mit dem berühmten Hotel in Cannes zu tun, es dürfte allerdings zur etwa selben Zeit entstanden sein und hat, damals, den Jet Set mit erlebt. Heute mutet das ehemalige Luxushaus ein bisschen in die Jahre gekommen an. Die Gäste, und das ist in ganz Ascona mein Eindruck, übrigens auch. Es scheinen die echten Fans zu sein, die dem  tiefstgelegenen Örtchen der Schweiz am Lago Maggiore treu die Fahne halten. Sie kommen wieder, Jahr für Jahr, so lange, bis es ihr Gesundheitszustand nicht mehr zulässt.

Das Carcani jedenfalls wirkt weniger verstaubt. Die große Terrasse mitten auf der Seepromenade mit großer Markise lädt zum Schmausen ein, und das tun wir. Die Fischplatte zum Wochenende ist ein echter Geheimtipp in Ascona und ich kann bestätigen: sie und die zu investierenden 45 Schweizer Franken lohnen sich!

 

Albergo & Ristorante: Carcani, Frontrow

Albergo & Ristorante: Carcani, Frontrow

 

 

Geheimtipp: Gegrillter Fisch zum Wochenende im Restaurant Carcani

Geheimtipp: Gegrillter Fisch zum Wochenende im Restaurant Carcani

Monte Verità: Das Flair der Jahrhundertwende

Am nächsten Tag erkunden wir den oberhalb von Ascona liegenden Monte Verità, den “Berg der Wahrheit”. Im Internet habe ich zuvor darüber gelesen und er hat mich fasziniert. Ich mag den morbiden Charme von Orten, die von ihrer Vergangenheit leben. Es ist so ein Gefühl, das sich aus der Bauchgegend heraus im ganzen Körper verteilt, eine Mischung aus Grusel und Aufgeregtheit, so, also könnten jeden Moment längst vergangene Gestalten aus dem Nichts auftauchen.

Das passierte natürlich nicht und der ganze Berg der Wahrheit ist heute nicht viel mehr als ein Seminarzentrum in einem ziemlich unspektakulären, unmodern gewordenen Gebäuden und einigen Häuschen quer über das Areal verteilt, die vom Bauhausstil inspiriert sein sollen.

Mit viel Phantasie kann ich mir vorstellen, wie hier einst Literaten und Künstler, Berühmtheiten aus aller Welt, wie es heißt, durch die Anlagen flanierten und ihr Gedankengut diskutierten und niederschrieben. Heute gibt es noch ein japanisches Teehaus, in dem regelmäßig Teezeremonien abgehalten werden und einen japanischen Garten. Außerdem auch sonst viel Grün und schmale Wege mit Kopfsteinpflaster, die über das parkähnliche Gelände führen. Das Flair von damals nachzuempfinden ist schwierig. An diesem Tag laufen Männer und Frauen mit  Badges an Hemd und Bluse auf dem Parkplatz vor dem Seminarzentrum herum, von Querdenkern keine Spur. Der Monte Verità hat seine besten Zeiten hinter sich. Schon lange.

Tor zum japanischen Garten auf dem Monte Verità

Tor zum japanischen Garten auf dem Monte Verità

Vom Monte Verità nach Locarno

Locarno am oberen Ende des Lago Maggiore soll die  klimatisch am meisten begünstigte Stadt der Schweiz sein, lese ich im Reiseführer. Fast 2.300 Sonnenstunden im Jahr bei einer Durchschnittstemperatur von 15,5 Grad Celsius und das milde Mittelmeerklima begünstigen einen zeitigen Frühling, einen langen und heissen Sommer mit wenig Niederschlag und einen bis in den November dauernden Herbst. Dem ein oder anderen ist Locarno vielleicht ein Begriff, weil hier jährlich im August Filmfestspiele stattfinden. Aus dem beschaulichen Ascona kommend, wirkt Locarno schon fast wie eine Großstadt, was sie mit ihren gerade einmal 15.000 Einwohnern natürlich nicht ist. Dennoch, hier herrscht mehr Verkehr, es sind mehr junge Leute auf den Straßen unterwegs und die Piazza in der Altstadt mit ihren bunten Häusern wirkt pompös im Vergleich zu Ascona.

Preislich macht es wenig Freude, wie derzeit allgemein in der Schweiz, sich niederzulassen. Ein Pannini und ein Apérol-Spritz schlagen mit lockeren 25 Franken zu Buche. Bei aller Schönheit muss ich gestehen, dass mir das Preisgefüge auf die Stimmung schlägt und ich das nicht verhindern kann. Ein ums andere Mal fliegt mir der Gedanke “Himmel, was ich dafür drüben in Italien” Preis bekäme. Diese Gedanken sollte man in der Schweiz ausblenden. Sonst macht es einfach keine Freude.

Piazza in Locarno, Tessin

Piazza in Locarno, Tessin

Oberhalb von Locarno befindet sich der kleine Ort Orselina, bekannt für die Seilbahn, die Touristen von hier aus himmelwärts auf den “Hausberg” Cardada bringt. Wir haben uns das gespart und die Aussicht von Orselina auf den Lago Maggiore genossen.

Blick auf den Lago Maggiore von Orselina

Blick auf den Lago Maggiore von Orselina

Orselina, Lago Maggiore

Bella Bionda, im Hintergrund die Wallfahrtskirche Madonna del Sasse

 

Mein persönliches Refugium: Brissago

Die meiste Zeit, wenn ich nicht gerade in Italien bin, verbringe ich in Brissago, südlich von Ascona. Hier habe ich mir eine schnuckelige Ferienwohnung gemietet. Der Ortsteil Piodina liegt etwas oberhalb von Brissago am Hang mit Blick auf den Lago und die Brissago-Inseln. Von hier aus ist es genauso weit nach Ascona wie nach Italien.

Mehr über den Lago Maggiore, Cannobio, Verbiana und die Italiener im Teil 2!

DSC_0058 DSC_0059 DSC_0060

Rustikale Ferienwohnung Piodina, Brissago, Schweiz

Piodina, Brissago, Schweiz

Anreise:

Mit dem Auto ab Frankfurt/Main ca. 7 bis 8 Stunden (Achtung: vor dem Gotthardttunnel kann es sich stauen!)

Mit der Deutsche Bahn in 7,5 Stunden ab Frankfurt.

Mit dem Flugzeug z.B. in ca. 1 Stunde bis Mailand, von dort 1,5 Stunden mit dem Mietwagen.

Übernachtung:

Kleines rustikales 1 ½ Zimmer Appartement in Piodina, Brissago

 

Weiterlesen:

Mein Tipp: Niemals durch den Gotthardtunnel ohne…

Italien, Piemont und das dolce vita am Lago Maggiore

 

Hat Dir der Post gefallen? Hast Du Fragen, Kommentare…? Hinterlass mir Deinen Kommentar!

You Might Also Like

Mein Tipp: niemals durch den Gotthardtunnel ohne vorher…

By 1. Juni 2015 Europa
Brissago, Schweiz

Der Gotthardtunnel nervt. Seit einer Stunde sitze ich in meinem Alfa Romeo 147 und warte. Es regnet, um mich herum Unmengen von Autos und Autobussen, Wohnwagen und Motorrädern. Mitten drin mein kleines Auto und ich auf der Reise nach Ascona.

Es ist Freitag und ich bin natürlich nicht wie geplant “so richtig” früh um sieben Uhr morgens, sondern schön drei Stunden später um zehn losgefahren. Es dauerte alles, wie ebenfalls immer, länger. Aber was soll’s, ich habe ja Zeit, denke ich. Außerdem scheint die Sonne, der Himmel ist blau, ich habe an alles gedacht und bin in Reisestimmung.

Ein Schnäppchen zum Auftakt: die VIG-NETTE

Drei Autostunden und Hör-CDs später bremse ich vor dem Grenzübergang zur Schweiz kurz vor Basel ab. Vor 15 Minuten habe ich mir die Vignette besorgt, für satte 42 Euro. Sie gilt dafür für ein ganzes Jahr. Bloss, dass ich dieses Jahr überhaupt nicht mehr vorhabe, mit diesem Auto nochmals die Autobahnen der Schweizer zu bevölkern. Das interessiert den Schweizer nicht. Dafür führe ich an der Kasse ein reges Gespräch mit der Kassiererin. Wir sind uns einig: die Maut soll kommen in Deutschland, schließlich kassieren alle anderen Anrainerländer schön ab. Warum also nicht wir? Das wäre geklärt.

Google Maps Frankfurt Ascona

Bei mir waren es 8 Stunden: Route von  Frankfurt Ascona

Wie kommt Dein Geld in meine Tasche?

Nun bremse ich also dezent ab und reihe mich in die überschaubare Schlange der Grenzüberfahrer ein. Ein junger Zöllner steht links am Rand vor seinem Häuschen und winkt die Autos durch. Bis auf meins. Ich muss rechts ranfahren und ihm meinen Personalausweis zeigen. Mit dem verschwindet er in seinem Haus. Mich überkommt ein mulmiges Gefühl, irgendwie hat es was von Machtlosigkeit, ein Niemand bin ich für einige Minuten und das gefällt mir nicht. Aussteigen soll ich dann bitte und den Kofferraum öffnen. Ein Blick auf meine Reisetasche, in den Kofferraum hinein. Sehe ich aus wie ein Schmuggler, frage ich mich. Sagen tue ich wohl besser nichts. Ob er auch reinschauen will, in mein Gepäck, frage ich. Nein, nein antwortet er, passt schon. Aber die Vignette, die müsste ich an die Scheibe kleben, sonst gäbe es Ärger mit den Schweizern, wenn sie mich erwischten. Schon klar, denke ich, vermutlich würde das Vergehen monetär bestraft. Wie kommt Dein Geld in meine Tasche?

Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 120 km/h auf den Autobahnen der Schweiz empfinde ich als angenehm. Ein entspanntes Fahren ist das, ohne Aufregung, ohne plötzlich heranflitzende Mega-Autos, die mein blosses Auge so schnell kaum wahrnehmen kann. Ich cruise dahin, höre einen italienischen Radiosender und erfreue mich an dem Geplapper in der fremden Sprache, die ich rudimentär beherrsche, und dem Italo-Pop, der die Laune hebt. Irgendwann ergraut der Himmel und es beginnt zu tröpfeln. Im Radio höre ich etwas von San Gottardo und 1,5 Stunden, auf italienisch, und mache mir darüber keine weiteren Gedanken. Bis ich stehe, in meinem Auto sitzend, und sich gar nichts mehr tut. Alles halb so wild, wenn, ja wenn ich vorher noch eine Raststätte samt Toilette angefahren hätte. Habe ich aber nicht und wie es so ist mit den Urbedürfnissen konzentriert sich mein ganzes Dasein darauf, selbiges zu unterdrücken.

Stau vor dem Gotthadttunnel

Stau vor dem Gotthadttunnel

Bello, bello e impossibile

So pfeife und singe ich vor mich hin, alles Ablenkungsmanöver für meine drückende Blase, die mehr und mehr zu zerplatzen droht. Der Tunnel rückt, wenn auch langsam näher, und ich begreife, warum ich hier mit all den anderen so lange gestanden habe: es gibt eine Ampel vor dem Tunnel, deren Grünphase etwa 10 Autos passieren lässt. Alle zwei Minuten wechselt sie ihre Farbe von rot auf grün. Kein Wunder, denke ich, kein Wunder, dass es dann einen Stau gibt. Wozu bitte? Grün, Gas geben, hinein in das schwarze Loch, direkt in den mächtigen San Gottardo hinein. Knapp 17 Kilometer ist er lang, der Gotthardtunnel, überall wird darauf hingewiesen, mindestens 150 Meter Abstand zu halten. Ich frage mich, ob hier schon einmal ein schlimmes Unglück geschehen ist oder warum sonst so ein Theater um die Fahrt durch einen Tunnel veranstaltet wird. Na schön, die Schweizer halt, denke ich. Als ich wieder ins Freie gleite, regnet es immer noch. Mhm, in Deutschland war das Wetter besser. Und überhaupt, wann kommt hier nun endlich ein Klo?

Auf der Gegenfahrbahn taucht eine Raststätte auf, leider nicht auf meiner Seite. Wenigstens fahre ich jetzt wieder 120, irgendwie beruhigt das, auch die Blase.

Nach weiteren gefühlten 50 Kilometern steht auf einem Schild, dass es noch fünf Kilometer bis zur nächsten Tankstelle seien. Na Gott sei Dank, und, Hauptsache, es geht jetzt wirklich weiter, bitte nicht noch mal ein Stau und, ja, ich schaffe es, und, oje, bitte keine Schlange vor den Toiletten, und, singen, singen, was fällt mir noch ein, und, bello, bello e impossibile…

Es geht gut. Alles wird gut. Erleichterung. Danke. Ich habe es geschafft. Bis hierher. Und nun weiter.

Kennt ihr das? Im Stau stehen und…? Kommentare ausdrücklich erwünscht! 

 

You Might Also Like