Es gibt zum Cluburlaub nur zwei Meinungen: richtig genial oder richtig schlecht.
Mein Ding war es lange Zeit nicht und ganz, ganz ehrlich gesagt mache ich immer noch keinen Cluburlaub. Warum? Weil ich mich im Urlaub lieber ausruhe und für mich bin, mich abenteuerlich fühlen will und unbeaufsichtigt und irgendwie frei. Vielleicht geht all das auch in einem Club, vielleicht habe ich da auch Vorurteile. Wie viele andere auch. Hätte ich Kinder, wäre es möglicherweise etwas anderes. Ich erinnere mich gut an die leuchtenden Augen bei den Proben für die Kindershow und an die stolzen Gesichter bei der (natürlich) erfolgreichen Aufführung. Ich erinnere mich an die Kinderlieder, die die Kinder mit nach Hause nahmen und an die Freude über Pizza, Pommes und Spaghetti, die es allabendlich zum Kinderessen gab. Das reinste Schlaraffenland.
Arbeiten im Club
Zuletzt war ich in einem Club, als ich mein Praktikum im Robinson Club auf Fuerteventura gemacht habe, damals, als Studentin. Ich war Kinderanimateurin im Esquinzo Playa. Wahrscheinlich darf man diesen Begriff heute gar nicht mehr verwenden, Kinderanimateurin, das könnte verächtlich oder gar frauenfeindlich klingen. Ich war gerne Kinderanimateurin, auch wenn ich das vorher nicht geahnt habe. Eigentlich sollte ich das Management eines Clubs kennen lernen, während meines Praktikums in der Studienzeit, und eigentlich wollte ich Spanisch lernen. Um letzteres zu tun, hatte ich mir mit dem durch und durch deutschen Robinson Club so ziemlich das Falscheste vom Falschen ausgesucht. Spanisch habe ich dort jedenfalls nicht gelernt.
Da es an Kinderanimateuren mangelte und nicht an Rezeptionistinnen, auch so ein Wort, das heute vermutlich als unmöglich gehandelt wird, landete ich eben in der Kinderanimiation und nicht an der “Reze”. Ich lernte Kinderspiele und Kinderlieder, spielte Sportspiele am Strand und half mit, die Kinder auf die Shows vorzubereiten. Morgens, mittags und abends stand ich an den Buffetstationen und verteilte Essen und Eis, an einigen Tagen in der Woche war ich Teil einer Show und danach unterhielten wir unsere Gäste in der Bar, bis sie schlafen gehen wollten. Ich war Mitte 20, ich fand es großartig und natürlich haben wir noch längst nicht geschlafen, wenn die Gäste in ihre Bett verschwanden. Wenig Schlaf und viel Spass, mehr brauchte ich nicht.
Seit dem weiss ich, dass Clubarbeit hart ist und dass nichts dem Zufall überlassen ist. Ich weiss, dass Menschen, die sich für ein Leben im Club entscheiden, extrem talentiert für sehr viele Dinge sind und dass sie wissen, was Arbeiten bedeutet. Ich weiss seitdem auch, dass Cluburlaub nichts mit den zumindest in meinem damaligen Umfeld vorherrschenden Klischees von “Dauerbeschallung” und peinlicher Animation zu tun hat.
Clubleben – hop oder top?
Nun, fast 20 Jahre später, bin ich zurück gekehrt in einen Club. Wieder in Spanien, diesmal auf den Balearen. Dieses Mal als Yogalehrerin, ein Beruf, der genau genommen Ähnlichkeit hat mit dem einer Animateurin.
Das Blau Colonia Sant Jordi Hotel & Spa liegt, wie der Name vermuten lässt, in dem kleinen Örtchen Colonia de Sant Jordi in der Nähe von Campos. Direkt daneben türmen sich weisse Salzhügel in Salzseen auf, die sich bei Regen füllen und bei Trockenheit austrocknen. Ein Gast fragte mal, ob es sich dabei um Koks handeln würde. Äh, nein, das sei selbst auf Mallorca illegal, antwortete die charmante Guest Relations Managerin Franziska.
Das Meer liegt ca. 500 Meter Luftlinie entfernt, aus drei Richtungen übrigens. Blau ist, genau wie Robinson, eine TUI Marke. Jetzt, wo ich das hier schreibe, kommt es mir schon verwunderlich vor, dass sich die Zeit ein kleines bisschen zu wiederholen scheint.
Die Blau Hotels werden eine Stufe unter Robinson eingestuft, preislich und gemessen am Komfort, das Konzept ist dasselbe. Die Shows kommen weniger opulent daher als in Robinson Clubs, vielleicht kann man freundlich sagen, dass im direkten Vergleich zur großen Schwester Robinson alles ein wenig abgespeckt ist. Der Zimmerpreis liegt bei 80 Euro pro Nacht und Zimmer, das ist beinah die Hälfte weniger als in einem Robinson Club und dafür fand ich persönlich Angebot, Service, Freundlichkeit, Ausstattung und auch das Essen absolut top.
7 fiese Vorurteile über Cluburlaub:
Nun zu den Vorurteilen, die mir bisher über den Weg gelaufen sind und sich bei manch einem Zeitgenossen hartnäckig zu halten scheinen:
- Wer in einen Club reist, sieht nichts vom Land. FALSCH! Ich habe kaum ein großzügigeres Angebot an Ausflügen erlebt als in diesen beiden Clubs. Es liegt an jedem selbst, es anzunehmen.
- Eltern, die in einen Club fahren, wollen ihre Kinder loswerden und sich einen lauen machen. Na und? Hallo! Auch Eltern haben mal Urlaub und mir ist kein einziges Kind begegnet, dass keinen Spaß daran hatte, sich ausprobieren zu dürfen, vielleicht sogar über Grenzen zu gehen, in Shows mitzumachen oder sie anzuschauen, neue Freunde kennenzulernen und jeden Abend Kinderessen vom Feinsten zu futtern. Wär ich noch mal Kind oder Teenie, ich würde SOFORT Ferien im Club machen.
- Im Club werde ich die ganze Zeit animiert und habe keine Ruhe. FALSCH! Wer keine Lust auf Animation hat, zieht sich ganz einfach zurück. Ja, das ist möglich!
- Im Club muss ich mit lauter Fremden an einem Tisch sitzen. JEIN. Im Robinson Club ist das tatsächlich Gang und Gäbe, im Blau Colonia Sant Jordi beispielsweise war es nicht der Fall. Normalerweise gibt es immer die Möglichkeit, auch allein oder zu zweit zu sitzen. Wer allerdings Berührungsängste hat, wird in einem Club nicht glücklich
- Alle Duzen sich. JEIN. Da kommt es auf den Club an und jeder kann sich vorher erkundigen. Im Robinson gehört es zum Konzept. Warum? Weil jeder gleich wird. Auch ein Prominenter heisst plötzlich Peter, Paul oder Brigitte und wird zu dem, was er ist: ein (ganz normaler) Mensch. Wer seinen durch den Namen und die Ansprache empfundenen Status zum Sein zwingend benötigt, ist da natürlich falsch.
- Cluburlaub ist megateuer. JEIN. Ein Schnäppchen ist es nicht, doch was bekommt man alles dafür? Preis-Leistung sollte stimmen und es gibt Angebote für jeden Geldbeutel. Wer kann, reist beispielsweise zur Nebensaison oder sucht sich ein Land aus, das weniger teuer ist.
- Cluburlaub ist was für welche, die nicht wissen, wie sie sich beschäftigen sollen. FALSCH! Jemand, der in einen Club geht, beschäftigt sich mit vielen Dingen und geniesst es, sich ausprobieren zu können. Der Urlaub soll Erholung durch Bewegung bringen. Wer das nicht will, fährt lieber in die Berge auf eine Hütte, klar.
Alles hat zwei Seiten. Und Probieren geht über Studieren. Ausprobieren lautet die Devise, und wer es dann (immer noch) nicht mag, fährt eben nicht mehr hin. Zum Cluburlaub gibt es eben nur zwei Meinungen: richtig genial oder richtig schlecht.
LINKS:
Robinson Club Esquinzo Playa Fuerteventura
Blau Colonia Sant Jordi Mallorca
Die Welt: Special zum Thema Cluburlaub
2 Comments
Interessant und gut geschrieben.
Danke schön.
Liebe Anna, danke schön! 🙂 Lieblingsgrüße sendet Dir Katharina