Wie läuft eine Panchakarma Kur ab? Ein paar Massagen und das war es? Weit gefehlt! Die Betonung liegt bei Panchakarma ganz auf dem kleinen Wort Kur.
Hach, so eine schöne Ayurveda Massage geht doch immer: warmes Öl, warme Hände, wenig Druck, dafür umso mehr Streichbewegungen über den Körper. Lange Zeit war das mein Verständnis von Ayurveda. Diese Art wird in den Wellness- Tempeln angeboten. Doch Ayurveda, das Wissen vom Leben, bedeutet natürlich viel mehr. Das weiß ich jetzt, nach der 2. Panchakarma Kur in meinem Leben, noch einmal mehr.
Neben den Massagen baut Ayurveda auf der Ernährungslehre, der Pflanzenheilkunde, Entspannungsverfahren (z.B. Yoga), und den ausleitenden Verfahren (Abführen & Co.) auf.
Ich habe bei meiner Ayurveda Kur auf Sri Lanka im Surya Lanka Beach Hotel erlebt, wie eine echte Panchakarma Kur, die Reinigung des Körpers, abläuft.
Nicht ohne Consultation – das Gespräch mit dem Arzt
Ohne den Check-Up des Ayurveda-Arztes läuft gar nichts. Im Surya Lanka Beach Hotel im Süden Sri Lankas erfolgt er am Tag nach der Anreise. Der Ankunftstag gehört hier nämlich allein dem Ankommen in der neuen, tropischen Umgebung.
Die Ayurveda Ärztin heißt Dr. Thalshila Dewpura und hat in etwa die Größe meiner 10 jährigen Nichte. Dr. Dewpura trägt bunte Saris und roten Lippenstift. Wenn sie liest, sitzt eine Lesebrille auf ihrer kleinen Nase und ihre Stimme fühlt sich zart und doch bestimmt an. Sie studiert die Angaben auf dem Anamnesebogen genau, stellt gezielte Fragen, macht Notizen und beginnt dann den physischen Check-Up: Puls nehmen, Blutdruck messen, Zunge, Augen und Haut untersuchen, Herz und Lunge abhören – fertig.
Die Kur sei in 3 Phasen aufgeteilt, erklärt sie. Die erste Phase dient als Vorbereitung auf die Haupthandlungen einer Panchakarma Kur (Pansch = 5 und Karma = Handlungen), der Hauptteil beinhaltet die Reinigung durch Abführen, Nasenspülung & Co., und die Nachbereitung dient dem Wiederaufbau.
Am nächsten Tag gibt es die Ergebnisse und die Erklärungen zur Medizin und den Ölen, die jeder Patient abgestimmt auf seine Doshas , seine Konstitutionstypen, und seine individuellen Beschwerden erhält. Erst jetzt startet die Reinigungskur. Der „Treatment Plan“ listet die Anwendungen auf, die mir Frau Doktor im Detail erklärt. Für die Medizin, die hier selbstverständlich ausschließlich aus Kräutern besteht, sowie für die Öle und das Ghee, das ich bekomme, teilt sie mir ein weiteres Blatt aus. Ghee, so sagt sie, würde den Körper nähren und stärken.
Die Massagen
Im Unterschied zur klassischen Sport- oder der allseits bekannten Thai-Massage, die insbesondere auf den physischen Körper und die Entspannung der Muskeln abzielen, geht es bei der Ayurveda Massage primär darum, das Öl in die Haut und somit in den ganzen Organismus zu befördern. Die großzügigen, streichenden Bewegungen haben etwas von Streicheleinheiten. Je nach eigenem Gusto greifen die Therapeuten sehr sanfter oder auch härter zu.
Die Massagen werden übrigens entgegen der allgemeinen Auffassung lediglich als eine unterstützende Maßnahme zu den 5 Hauptbestandteilen der Panchakarma Kur gesehen.
Das Essen
Ayurveda betrachtet Lebens- bzw. Nahrungsmittel als ein wichtiges Werkzeug, um die “Doshas”, Bioenergien Vata, Pitta und Kapha wieder in ein Gleichgewicht zu bringen. Essen dient damit nicht nur dem puren »Vergnügen« sondern auch als Medizin für Körper und Geist, um zu Wohlbefinden und einem ruhigen Geist (zurück) zu finden.
Im Surya Lanka gibt es ein gesetztes Frühstück und Buffet zum Mittag- und Abendessen. Täglich wechselt das Angebot zwischen zwei verschiedenen Suppen, Curries – zum Teil auch mit Hähnchenfleisch und Fisch – , rotem und weißem Reis, ayurvedischen Salaten, Roti und einem köstlichen Nachspeisenbuffet mit frischem Obst der Saison, Lassi und süßen Desserts wie Sago (aus Tapioka Perlen), Grießbrei mit Kokosmilch oder anderen Verführungen.
Die Speisen und Getränke werden individuell während der “Konsultation” empfohlen . Je nach Anliegen und Phase der Kur (Virechana) sollen manche eingeschränkt oder vermieden werden.
Einschränkungen sind bei einer spezifischen gesundheitlichen Kondition, z. B. Asthma, Gastritis, Psoriasis, erforderlich. Hungern, und darum liebe ich Ayurveda heiß und innig, muss dabei dennoch niemand.
Die Medizin und das Öl
An den ersten beiden Tagen habe ich die anderen Gäste ein wenig neidisch beobachtet, wie sie nach dem Mittag – und Abendessen drei bis vier Gläschen mit schwarzen und gelben Flüssigkeiten auf den Tisch gestellt bekamen. Eines nach dem anderen leerten sie mit zum Teil verzogenen Gesichtern. Für mich gab es noch nichts und ich war nicht sicher, ob das nicht die zumindest leckerere Variante wäre. Lecker ist die Kräutermedizin nicht unbedingt.
Jeder Gast bekommt abgestimmt auf seine Doshas bestimmte Churnas (Kräutermischungen) als Drinks, die aussehen wie kleine Schnäpse. Diejenigen, die den Körper aufbauen oder nähren sollen, erhalten häufig auch Ghee. Die Ärztin begründet und erklärt die Zusammenstellung in der “Konsultation”.
Yoga & Meditation
Entspannung sei die Basis für eine gelungene Kur, sagen sie im Surya Lanka. Neben der beruhigenden Umgebung mit dem Meer vor der Nase wird zu meiner Freude auch Yoga angeboten. Zweimal am Tag, morgens um 06:30 Uhr und nachmittags um 17:00 Uhr, dehnen und strecken wir uns mit unserem in Indien und Colombo ausgebildeten Yogalehrer. Er ist klein und fast ein wenig pummelig, was seiner Beweglichkeit jedoch keinerlei Abbruch tut. Er biegt und dehnt sich, was das Zeug hält und einmal mehr komme ich zu dem Schluss, dass Inder und offensichtlich auch Sri Lanker anatomisch anders gebaut sein müssen als wir Europäer.
Wir atmen viel, wärmen viel auf, machen Stretching und entspannen. Nach jeder Asana folgt eine kurze Entspannung, wie es im Hatha Yoga üblich ist. Je nach Level üben wir den Schulter- und Kopfstand, die Brücke oder das Rad, die Taube, den Fisch, die seitliche gedrehte Winkelhaltung oder den Drehsitz. Twists sind gut für die Entgiftung, ebenso wie Pranayama, die Atemtechniken. Den Abschluss bildet jeweils eine kurze Meditation. Und ja, auch hier zur Unterstützung des ayurvedischen Reinigungsprozesses tut es mir unendlich gut.
Schlafen & Aufstehen
Meistens liege ich um 20.00 Uhr im Bett und schlafe spätestens um 20:30 Uhr ein. Mir fallen schlichtweg die Augen zu. Das führt dazu, dass ich morgens von allein vor 6:00 Uhr aufwache und wach bin, mal mehr mal weniger, jedoch wach. Ich schlafe in der Regel tief und fest. Einzige Ausnahme bisher war die Nacht nach dem Virechana-Tag, doch das sei völlig normal.
Ein typischer Tagesablauf
Spätestens jetzt dürfte klar werden, dass Panchakarma wenig mit einem Wellness-Urlaub zu tun hat, auch wenn man sich nach den Strapazen, und das garantiere ich, unglaublich vital und gesund fühlt:
06:30 – 07:45 Uhr: Yoga & Meditation*
07:30 – 10:00 Uhr: Frühstück – wenn denn erlaubt – am Tisch serviert
09:30 Uhr : Inhalation
11:00 Uhr: Shirodhara (Stirnguss)
13:00 Uhr: Mittagessen (Buffet)
14:30 Uhr: Gesichts- und Körpermassage mit Dampfbad
16:30 Uhr: Kräuterbad
17:00 – 18:15 Uhr: Yoga & Meditation*
19:00 – 20:30 Uhr: Abendessen (Buffet)
*freiwillig
Dazwischen heißt es ruhen und einwirken lassen und duschen und Öl abrubbeln. Tagsüber zu schlafen wird übrigens nicht empfohlen, es könne zu Kopfschmerzen führen. Nebenbei bemerkt gehört lesen und schreiben oder auf dem iPhone herumspielen nicht zum Ruhen sondern zu Beschäftigungen. Manchmal sind auch die “untersagt”. Ich habe es bis jetzt für genau 15 Minuten geschafft, definitionsgemäß zu ruhen.
An den meisten Tagen ist auch Schwimmen im marineblauen Poolwasser oder ein Bad im Indischen Ozean erlaubt. Sein Rauschen und das unaufhörliche Brechen der Wellen am Strand werden hier zum ständigen Begleiter und ich frage mich jetzt schon, wie ich es zu Hause wieder „ganz ohne“ aushalten soll.
Fazit
Ayurveda und besonders eine Panchakarma Kur sollte ausschließlich von kompetenten Ärzten angewendet werden. Ich habe am eigenen Leib erfahren, dass es einem während einer Panchakarma Kur auch mal nicht so gut gehen kann. Entgfiften bedeutet, dass etwas rauskommt. Wo und wie ist vorher ungewiss.
Links:
Panchakarma ist kein Ponyhof: unbeschönigtes Fazit nach der 1. Woche
Bei Fragen rund um das Thema Panchakarma Kur auf Sri Lanka oder in Südindien hinterlass mir Deine Fragen und Kommentare!
10 Comments
[…] Wie läuft eine Panchakarma Kur ab? […]
Danke für die tolle Berichterstattung. Sind dort auch männliche Gäste? Wie sieht deren Behandlungsplan aus? Ähnlich oder anders abgestimmt? Liebe Grüße, Markus
Lieber Markus, danke schön! 🙂 Ja klar, hier sind auch männliche Gäste! Da bringst Du mich gleich auf noch eine Idee! 🙂 Die Männer bekommen ihre Anwendungen genauso wie die Frauen gemäß ihren Doshas, also ihren Konstitutionstypen und individuellen Krankheiten bzw. Problemen verschrieben. Einziger Unterschied: es geht hier noch sehr klassisch zu, das heißt, Männer werden von Männern und Frauen von Frauen massiert. Hoffe, das beantwortet Deine Frage! Lieblingsgrüße sendet Dir Katharina
[…] bin ausgebildete Yogalehrerin und habe die letzten Wochen in Sri Lanka bei einer Detox Panchakarma Kur verbracht. Dort habe ich viel über das Thema Detox Yoga und Ernährung gelernt und am eigenen Leib […]
[…] Wie läuft eine Panchakarma Kur ab? Alles, was Du wissen musst. […]
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Liebe Katharina,
da bin ich nochmal über einen weiteren Artikel von dir. Ich habe mittlerweile 3 Wochen mit meinem Partner im Surya Lanka gebucht, Anfang März geht es nach einer 9 tägigen Rundreise los! Wir sind schon sehr gespannt. Was mich jetzt noch beschäftigt ist, welche Unterwäsche hast du während den Behandlungen getragen? Wie war deine Kleidung tagsüber und am Abend? Inwieweit gibt es für Männer hierbei noch etwas gesondert zu beachten? Bin schon ganz gespannt, was du antworten wirst und ich danke dir ganz herzlich im Vorfeld dafür.
Liebe Grüße
Melanie
Liebe Melanie,
wie wunderbar!
Als Unterwäsche hatte ich ein paar “alte” Slips dabei, die ich anschließend einfach dort entsorgt habe. Sie bekommen sehr viel Öl ab… 😉 Ich habe abends meistens Sommerkleidchen oder dünne Hosen getragen, letztere haben den Vorteil, dass sie vor Mücken schützen. Mittags und morgens gehst Du einfach in Deinem Sarong, den Du/ihr vom Hotel bekommt. Flip Flops reichen als Schuhwerk für die Kur aus. Für die Reise davor braucht ihr schon auch festeres Schuhwerk, um zu den Tempeln hinauf zu steigen. Für die Tempeltouren braucht ihr außerdem Kleidung, die Knie und Schultern bedecken. Ich würde in jedem Fall auch ein Cappy/Sonnenhut mitnehmen.
Für Männer gibt es nichts Besonderes zu beachten, es fällt mir jedenfalls nichts ein.
Hilft Dir das? Ansonsten melde Dich noch einmal. Viele liebe Lieblingsgrüße & VIEL SPASS, GESUNDHEIT, NEUES, FREUDE … Katharina
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