Wohlfühlen ohne Reisen. Geht das?
Reisen macht Spaß und erweitert den Horizont. Darin sind wir uns wahrscheinlich noch einig. Ferne Länder, fremde Kulturen und neue Erfahrungen machen das Leben bunter, fröhlicher und manchmal auch ein bisschen schwerer. Ich gebe es zu: ohne ab und zu in die Welt aufzubrechen könnte ich nicht leben. Ich brauche diese Freiheit, meine Wissbegierde treibt mich voran und das soll und wird auch so bleiben.
Trotzdem schleicht sich da seit einiger Zeit etwas in mein Leben, für das ich nicht um den Globus reisen muss, um mich wohl und glücklich zu fühlen. Dafür muss ich noch nicht einmal das Haus verlassen, es hat Platz auf etwas mehr als einem Quadratmeter und wenn ich dort bin, fühle ich mich trotzdem wie auf einer Reise. Manchmal verbiege ich mich dabei und manchmal sitze ich einfach nur da. Von außen betrachtet ziemlich langweilig, von innen betrachtet ziemlich intensiv und kein bisschen öde.
Stehen bleiben ist keine Option
Letzte Woche habe ich meine Ausbildung zum Yogatherapeuten gemacht. Ihr wisst vielleicht schon, dass ich Yoga lehre und das Ziel habe, in diesem Jahr meine 500 Stunden im Rahmen einer Ausbildung bei Way Yoga in Wiesbaden quasi voll zu machen. Was danach kommt, kann ich nicht sagen, stehen bleiben werde ich jedenfalls nicht.
Wer noch nie Yoga gemacht hat, denkt in erster Linie möglicherweise an die sogenannten Asanas, die Körperhaltungen. Da gibt es ja viele Filme auf Youtube von mehr oder weniger verbieglichen Menschen. Männliche Leser denken auch gerne an Ihre Exfrauen, die sie „wegen Yoga“ verlassen haben. Fast alle sind sich unsicher, ob Yoga nicht eigentlich dasselbe wie Esoterik und Räucherstäbchen ist und finden es deshalb doof.
Von Räucherstäbchen und dem echten Leben
Ich persönlich bin weit entfernt von Räucherstäbchen und Esoterik. Ich stehe mit beiden Beinen im Leben, liebe meinen Zweitberuf in der PR für touristische Unternehmen und mache trotzdem Yoga. Ich habe damit vor mehr als zehn Jahren begonnen, zuerst als Sport, später als Kraftspender. Heute als Teil meines Lebens. Zugegeben, das mag sich auch irgendwie merkwürdig anhören und Du denkst vielleicht: Ja, schon klar, schon wieder so eine. Doch mal ehrlich, inzwischen machen immer mehr „ganz normale Menschen“Yoga, sogar (Geschäfts-)Männer. Und neben einer ausgeglichenen Art haben sie meistens auch noch einen ziemlich schönen Körper. Finden wir Damen. Patrick Broome, Yogatrainer der Deutschen Elf, oder auch Ex-Tennisprofi Michael Stich machen vor, dass Yoga absolut nicht nur für die Frau gemacht ist. Ein Blick zurück in die indische Geschichte zeigt übrigens, dass Yoga von Männern praktiziert wurde, und zwar sehr lange.
Yoga und Reisen bedeutet für mich nicht, nach Indien aufzubrechen. Ich mag Indien und reise in diesem Jahr zum kleinen Nachbarn Sri Lanka zur Ayurveda Kur. Übrigens mit Mann.
2.000 Jahre vor Christus
In den vor etwa 2.000 Jahren vor Christus von dem Weisen Patanjali niedergeschriebenen Yoga Sutras steht geschrieben: „Yoga citta vrittis nirodah“, was bedeutet, dass Yoga der Zustand ist, in dem die Gedankenwellen zur Ruhe kommen.
Die Yoga-Meister sagen, dass im Menschen viele verborgene Fähigkeiten schlummern und dass eine langfristige intensive Yoga-Praxis Fähigkeiten wie Intuition und Kreativität sowie die persönliche Ausstrahlung aktivieren kann.
Auf der Yogamatte passiert also einiges, nicht nur auf der körperlichen sondern eben auch auf der geistigen und seelischen Ebene. Es ist eine Innenschau, eine Reise zum Mittelpunkt, nicht der Erde, sondern mir selbst
Ursprünglich übersetzt bedeutet Yoga „Vereinigung“. Heute wird es als „Einheit und Harmonie von Körper, Geist und Seele“ bezeichnet. Mit der Seele ist nicht nur die Seele des Menschen sondern des gesamten Universums mit allen Lebewesen gemeint. Verbunden sein mit allem.
Eine unendliche Reise auf dem fliegenden Teppich
Diese Reise, so empfinde ich es, ist unendlich. Sie hört nie auf und das ist gut so. Sie hält ungemein viele neue Erfahrungen und Eindrücke bereit, sie erweitert den Horizont und schenkt Ruhe und Gelassenheit. Wer diese Reise einmal beginnt, reist sein Leben lang.
Und so geht es mir genauso mit der Reise in die Welt. Auch die möchte ich nicht missen und wen einmal das Reisefieber packt, der will mehr. Mehr sehen, mehr erleben, mehr erfahren, mehr erinnern.
Die Yogamatte ist mein fliegender Teppich. Er kann mich an Orte bringen, die auf keiner Karte dieser Welt eingezeichnet sind. Er fliegt mal besser und mal schlechter, manchmal ist der Flug holprig und manchmal ganz sanft. Mal rührt mich das, was ich von oben sehe zu Tränen und manchmal bin ich voller (Lebens-)Freude.
Ich habe einen Lieblingsfleck auf der Welt, den ich überall hin mitnehmen kann. Der überall da ist, wo ich ihn hinkleckse und der trotz Bodenhaftung völlig schwerelos ist.
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Die Antwort lautet: nein, ohne Reisen fühle ICH mich nicht wohl. Ich will raus in die Welt und Neues am eigenen Leib erfahren. Und ja, ich will auch rein zu mir – und mich erfahren. Travel in your mind. Probier es aus. Dies ist eine Einladung. Aber vorsicht: das ist ein One-Way-Ticket!
Hier geht es zu einem traumhaften Yoga-Video von der Schweizerin Lucia Nirmala Schmidt. Als Inspiration!
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